Seite - 176 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
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Bildungs- und Berufsberatung in der
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zung, im arabischen Original nur führen darf und keiner weiß, was ist das«
(I/DE, Z. 823-844).
Die Führung akademischer Grade wurde in Deutschland durch die Kultus-
ministerkonferenz einheitlich geregelt. Im Ausland erworbene Titel können
demnach unter Angabe der Hochschule, die den Titel verliehen hat, weiter-
geführt werden (vgl. Englmann und Müller 2007, S.
85). Innerhalb der EU ist
keine Angabe der Herkunftsuniversität nötig. Eine Umwandlung in einen
deutschen Titel ist jedoch mit Ausnahme der Spätaussiedler_innen nach
dem Bundesvertriebenengesetz nicht mehr möglich (vgl. Maier et al. 2012,
S. 7). Auch wenn eine wörtliche Übersetzung ergänzt werden darf, wird in
der Praxis eine Benachteiligung von Personen deutlich, deren Titel keine
sprachlichen Ähnlichkeiten mit den Abschlüssen im Inland aufweisen.
Die gesetzlichen Veränderungen, die in Deutschland durch das Anerken-
nungsgesetz erreicht wurden, werden in den Interviews kritisch diskutiert.
Insbesondere wenn der Abschluss vor einem längeren Zeitraum erworben
wurde, erweist sich das Ziel einer bildungsadäquaten beruflichen Integra-
tion weiterhin als schwierig.
»[D]urch diese neuen Gesetze […] ist natürlich bei vielen ganz viel Hoffnung
geweckt worden, jetzt wird endlich mein Abschluss anerkannt. Aber erstens
gilt das nicht für alle Berufe, zweitens hilft das Abschlüssen, die sehr alt sind,
nicht mehr viel, selbst wenn da jetzt noch ein Verfahren möglich ist. Also
wenn jetzt die Rahmenbedingungen gar nicht passen, z. B. das Deutsch ist
nicht ausreichend, keine Berufserfahrung, zu alter Abschluss, dann ist die
Anerkennungsberatung auch begrenzt« (G/DE, Z. 297-303).
Die Vorteile des neuen Anerkennungsgesetzes werden in den Interviews in-
teressanterweise weniger in den gesetzlichen Änderungen, als vielmehr in
der gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung gesehen. Durch die öffentliche
Diskussion findet eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Anerken-
nung im Ausland erworbener Qualifikationen statt. Insbesondere durch
die Ausweitung des Rechts auf ein Anerkennungsverfahren auch auf Dritt-
staatsangehörige wird zudem die Position der Antragsteller_innen gestärkt.
»[A]lso es führt prinzipiell dazu, dass es selbstverständlicher wird, davon aus-
zugehen, dass jemand wirklich eine Qualifikation hat, dass man eine Mög-
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik