Seite - 177 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
Bild der Seite - 177 -
Text der Seite - 177 -
5. Ergebnisse 177
lichkeit findet, diese Qualifikation auch irgendwie zu nutzen, und im Verfah-
ren kann man sich zumindest mal darauf berufen, und es ist auch eigentlich,
es ist nicht völlig willkürlich, was wir da jetzt wollen, und eine Zumutung für
eine zuständige Stelle, sondern es ist einfach das Recht der Person, einen An-
trag zu stellen, und auch eine gewisse Form von Antwort dann zu kriegen«
(E/DE, Z. 462-468).
Die gestärkte Position der Antragsteller_innen zeigt sich insbesondere auch
in der Einführung einer dreimonatigen Frist zur Bearbeitung von Anträgen.
Wie wichtig diese Frist ist, wird aus einer Fallbeschreibung in einem Inter-
view in Deutschland deutlich, wonach die Person zehn Jahre auf eine Ant-
wort im Verfahren gewartet hat, ohne eine Nachfrage bei der zuständigen
Behörde zu stellen.
»[U]nd der Antrag ist vor zehn Jahren gestellt worden, und die Person hat
halt einfach gewartet, zehn Jahre lang irgendwie, ob da jetzt eine Antwort
kommt oder nicht, und das ist aber eine relativ typische Situation gewesen.
Migrant_innen haben einen Antrag gestellt, und dann haben sie gewartet,
sind aber auch davon ausgegangen, es dauert und dauert und dauert. Und
das hat sich einfach geändert, in der Zwischenzeit trauen sie sich, schneller
nachzufragen, ist es auch klarer, also das sind Punkte, die sind wichtig und
haben eine Veränderung herbeigeführt« (E/DE, Z. 477-483).
Obwohl sich durch das Anerkennungsgesetz in Deutschland und das AuBG
in Österreich einige rechtliche Regelungen verbessert und vereinfacht haben,
bleiben die gesetzlichen Rahmenbedingungen für im Ausland erworbene
Qualifikationen ein ausdifferenziertes und unübersichtliches System. Wie
bereits bei der Entwicklung der Anerkennungsberatung deutlich geworden
ist, sind es gerade diese strukturellen Defizite, welche die Anerkennungs-
beratung als Unterstützungsleistung notwendig machen.
»[E]igentlich würde ich mir wünschen, dass wir überflüssig wären (Lachen).
Also dass Anerkennungsverfahren so einfach wären, dass es uns nicht
braucht. Oder dass sie so überschaubar sind, dass es eben keiner hoch spezia-
lisierten Anerkennungsberatung bedarf, dass es doch eher wieder Teil einer
allgemeineren Beratung ist, damit wir nicht Teil eines Beratungsmarathons
werden« (I/DE, Z. 679-683).
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik