Seite - 179 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
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in unserer Beratung, die kommen dann zurück zu uns und sagen: ›Jetzt habe
ich ja alles gemacht und man will mich trotzdem nicht.‹« (C/AT, Z. 312-317)
Die Interviews zeigen, dass sich die Berater_innen in der Anerkennungs-
beratung häufig auch mit den schwierigen Bedingungen der beruflichen
Integration auseinandersetzen. Obwohl Informationen bereitgestellt und
beim rechtlichen Anerkennungsverfahren unterstützt wurde, führte das
in diesem Fall für die beratene Person nicht zu dem erhofften Erfolg. Für
die Klient_innen bedeutet ein formales Anerkennungsverfahren einen ho-
hen zeitlichen und oft auch finanziellen Aufwand. Damit verbundene Er-
wartungen an eine erfolgreiche bildungsadäquate berufliche Integration
können bei fehlender sozialer Wertschätzung trotz formaler Anerkennung
zu Enttäuschung und Frustration führen. Gleichzeitig wird in den Inter-
views deutlich, dass soziale Wertschätzung ohne formale Anerkennung nur
schwer zu erreichen ist.
»[D]er Großteil hängt eigentlich von der Nachfrage am Arbeitsmarkt und der
Vereinbarung mit den Arbeitgeber_innen ab und natürlich, da gibt es zwei
Seiten. Einerseits, wie sich der Bewerber verkauft, also wie ich mich selber
präsentiere mit meiner ausländischen Ausbildung, aber andererseits soll
auch der Markt sensibilisiert werden, sich mehr damit auseinanderzuset-
zen, was das jetzt für eine kubanische Wirtschaftsmatura oder für ein Wirt-
schaftsstudium ist« (B/AT, Z. 735-740).
Falls keine formale Anerkennung notwendig oder möglich ist, erhält die Be-
reitschaft der Arbeitgeber_innen zur Anerkennung eine noch größere Be-
deutung. Dabei zeigen sich oftmals Vorbehalte und Vorurteile gegenüber
im Ausland erworbenen Qualifikationen. Mögliche Gründe für die fehlende
Bereitschaft der Arbeitgeber_innen, Personen mit im Ausland erworbenen
Qualifikationen einzustellen, sind zudem Unsicherheit und das fehlende
Wissen in Bezug auf die Gleichwertigkeit und die rechtlichen Vorausset-
zungen im Inland. Das Bedürfnis nach Unterstützung bei der Vermittlung
zwischen unterschiedlichen Ebenen und Anerkennungsverhältnissen zeigt
sich daher nicht nur seitens der Klient_innen, auch Arbeitgeber_innen wen-
den sich in Einzelfällen an die Anerkennungsberatung, um Bestätigung und
Handlungssicherheit zu erhalten.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik