Seite - 180 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
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Bildungs- und Berufsberatung in der
Migrationsgesellschaft180
»[D]ass es wirklich klar gesetzlich geregelt ist, z. B.: Es kommt jemand in die
Beratung, und ich erkläre: ›Also, Sie müssen gar nichts tun, weil das ist nicht
reglementiert.‹ Und er geht dann zum Arbeitgeber und sagt ihm das, und
dann ruft der Arbeitgeber an und sagt: ›Ja, haben Sie da eine Bestätigung.‹
(Lachen) Also das heißt, das ist wirklich für die, die nichtreglementiert sind,
und das wird sich wahrscheinlich dann mit diesen Bewertungen eh ergeben.
Z. B. ein Handwerker, wenn er sich nicht selbständig machen muss, wenn er
im Betrieb beschäftigt wird, im technischen Bereich, der braucht nichts, aber
es ist dann wirklich schwierig, also das ist dem Arbeitgeber überlassen, ob er
das anerkennt oder nicht« (C/AT, Z. 411-419).
Besonders interessant erweist sich für die Analyse die hiermit verbunde-
ne externe Aufforderung an die Anerkennungsberatung, als vermittelnde
Instanz zu agieren. Die fehlende soziale Wertschätzung gegenüber einer
im Ausland erworbenen Qualifikation ergibt sich in diesem Interviewaus-
schnitt durch die fehlende Sicherheit bei der Einordnung in das inländische
System. Da es sich um einen nichtreglementierten Beruf handelt, kann das
fehlende Vertrauen nicht durch rechtliche Regelungen gewonnen werden.
Es findet daher ein Rückgriff auf die Anerkennungsberatung als entspre-
chend »anerkannte« Institution statt, um eine Bestätigung der Gleichwer-
tigkeit zu erhalten. In Österreich haben diese Bewertungen als Alternativen
zu formalen Anerkennungsverfahren eine große Bedeutung. Neben der
verbesserten Anerkennung für Geflüchtete wurden in Österreich durch das
AuBG auch Bewertungen für sekundäre Abschlüsse gesetzlich geregelt, wel-
che zu einem nichtreglementierten Beruf führen. Zum Zeitpunkt der ersten
Interviews konnten durch ENIC-NARIC nur Bewertungen für akademische
Qualifikationen im nichtreglementierten Bereich ausgestellt werden, für
die keine formale Anerkennung notwendig und möglich ist. Die fehlenden
Instrumente und auch Alternativen zur Transparenzherstellung werden in
mehreren Interviews als eine Eingrenzung der Handlungsmöglichkeiten in
der Beratung erlebt.
»Es wäre viel einfacher für uns und für unsere Klient_innen, wenn wir auch
diese Bewertungen im sekundären Bereich bekommen könnten. Das ein-
fachste Verfahren ist ein Antrag auf Bewertung bei NARIC. Es ist eine of-
fizielle Bestätigung vom Bundesministerium, das hilft bei Vorstellungs-
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik