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Bildungs- und Berufsberatung in der
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damit verbundene Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit in den Mittel-
punkt der Erfolgsdefinition gestellt. In ähnlicher Weise findet in einem wei-
teren Interview auch die Abgrenzung von dem extern definierten Kriterium
der formalen Anerkennung statt.
»Also das Ziel der Beratung ist z.
B. nicht eine Anerkennung, also dass die Per-
son auf jeden Fall mit einer Anerkennung rausgeht, das können wir gar nicht
leisten, das kriegen wir auch oft gar nicht mehr mit, ob die Personen das be-
kommen haben. Sondern das Ziel ist tatsächlich, dass die Person, wenn sie
aus der Beratung rausgeht, sagt: ›Mir ist jetzt klar, ich habe diesen Abschluss,
in Deutschland habe ich mit diesem Abschluss folgende Möglichkeiten und
um das zu erreichen, muss ich A, B oder C machen.‹ Das ist eigentlich das Ziel.
Und Ziel ist natürlich auch, dass die Person weiß, wenn es irgendwie Prob-
leme gibt im Verfahren, auch wenn irgendwie nochmal was auftritt, was ja
auch teilweise ein paar Wochen später oder so der Fall sein kann, dass sie
weiß, da ist eine Stelle, an die kann ich mich wenden, die wird mir das dann
auch nochmal erklären oder nochmal weiterhelfen, und ansonsten aber so-
zusagen nehme ich meine Sachen auch in die Hand« (F/DE, Z. 477-491).
Anerkennung im Sinne der formal-juristischen Anerkennung auf rechtlicher
Ebene wird in diesem Interviewausschnitt als Erfolgskriterium ebenfalls ab-
gelehnt, da Anerkennungsberatung auf das formale Anerkennungsverfah-
ren nicht (oder nur indirekt) einwirken kann und auch die Rückmeldungen
zu erfolgreich abgeschlossenen Verfahren durch die Klient_innen nur ein-
geschränkt erfolgen. In diesem Zusammenhang werden in den Interviews
auch längerfristige Wirkungsanalysen im Feld der Anerkennungsberatung
kritisch diskutiert, welche die Aufnahme eines formalen Anerkennungs-
prozesses bzw. den positiven Abschluss des Verfahrens als Erfolgskriterien
heranziehen. Die interviewte Person in dem nachfolgenden Interviewaus-
schnitt fordert stattdessen eine stärkere Positionierung der Anerkennungs-
beratung in Abgrenzung von der externen Anforderung einer formalen An-
erkennung.
»[W]ürde ich mir schon wünschen, dass auch nochmal die Rolle der Beratung
expliziter und besser herausgehoben wird. Es geht nicht nur um einfache
Statistiken, also die Leute fragen sich ja auch, das ist ein ganz großes The-
ma jetzt gewesen in Deutschland: ›Ja und warum gibt es so viel Beratung, so
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik