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Das dritte rekonstruierte Handlungsmuster kann als eine Kombination aus
den ersten beiden Zugängen zu Aushandlungsprozessen beschrieben wer-
den. Ähnlich wie im ersten Handlungsmuster wird erfolgreiche Beratung
über die Erhöhung der individuellen Handlungs- und Entscheidungsfähig-
keit der Klient_innen definiert. In Auseinandersetzung mit restriktiven
Rahmenbedingungen wird hier Beratung jedoch eher als eine vermittelnde
Instanz gesehen. Diese Funktion der Vermittlung zwischen den unterschied-
lichen Systemen mit ihren jeweiligen Anforderungen wird auch genutzt, um
in Situationen handlungsfähig zu bleiben, die durch gesellschaftlich und
rechtlich bedingte Widersprüche und Spannungsfelder gekennzeichnet
sind. Die Klient_innen sollen durch die Herstellung von Transparenz darin
unterstützt werden, eigenständige Entscheidungen zu treffen und Hand-
lungsstrategien zu entwickeln. Die Herstellung von Transparenz ermöglicht
damit auch den Zugang zu bestehenden Anerkennungsverhältnissen.
Voraussetzung hierfür ist ein einheitliches und verlässliches System an
strukturellen Rahmenbedingungen. Die Herstellung von Transparenz fin-
det daher nicht nur auf Beratungsebene statt, sondern auch auf struktureller
Ebene. Durch die institutionenübergreifende Systematisierung und Gene-
ralisierung von Beratungsfällen wird fachspezifisches Expert_innenwissen
für die Beratung generiert. Gleichzeitig wird diese fachliche Expertise auch
genutzt, um auf struktureller Ebene auf die Handlungsbedingungen einzu-
wirken. Ähnlich wie im zweiten Handlungsmuster beschrieben, wird hier
für die Klient_innen Partei ergriffen, deren Anliegen auch auf rechtlicher
und gesellschaftlicher Ebene vertreten werden. Es handelt sich dabei jedoch
nicht um einen alternativen, sondern um einen zusätzlichen Wirkungsbe-
reich der Anerkennungsberatung, der sich aus der überinstitutionellen Zu-
sammenarbeit zwischen den Beratungsstellen ergibt. Entsprechend wird
diese Handlungsstrategie primär durch die Interviewpartner_innen um-
gesetzt, welche in der Koordination tätig sind, bzw. die Berater_innen ver-
weisen für dieses Aufgabengebiet auf die Koordinationsebene. Durch ein
geteiltes Beratungsverständnis als eine Fachberatung können hier einrich-
tungsübergreifende Qualitätsstandards etabliert und damit ein gemeinsa-
mes berufliches Selbstverständnis auch nach außen vertreten werden.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik