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Bildungs- und Berufsberatung in der
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tung zeigt sich bei der Beschreibung von umfangreichen Unterstützungs-
prozessen, die über mehrere Beratungskontakte andauern und den Aufbau
einer vertiefenden Beratungsbeziehung ermöglichen.
Die Entwicklung der unterschiedlichen Handlungsmuster, die in den
analysierten Interviews zum Ausdruck gekommen sind, kann auch als eine
Folge der spezifischen Kombination von unterschiedlichen Qualifikationen
interpretiert werden. Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung der
Teams werden pädagogische, sozialarbeiterische, soziologische und politik-
wissenschaftliche Perspektiven zusammengeführt, die sich auch in unter-
schiedlichen Zugängen und Handlungsweisen in der Beratung bemerkbar
machen. Durch die sich neu entwickelnde Beratungsform gibt es zunächst
wenige spezielle Fortbildungen für den Bereich der Anerkennungsberatung.
Gerade deshalb gewinnen der fachliche Austausch und die Vernetzung zwi-
schen den Berater_innen an Bedeutung, wodurch erst ein gemeinsames
berufliches Selbstverständnis entwickelt und eine Positionierung als eine
pädagogisch begründete Fachberatung erfolgen kann.
Obwohl in Österreich im Bereich der Bildungs- und Berufsberatung die
institutionellen Strukturen regional gewachsen sind, zeichnet sich die An-
erkennungsberatung durch relativ einheitliche Strukturen und Konzepte
aus. Die Anlaufstellen sind zwar autonomen Vereinen zugeordnet, doch
wurden von Anfang an gemeinsame Aufgabenbereiche und Qualitätsstan-
dards definiert. Die österreichweite Einheitlichkeit in der Entwicklung der
Anerkennungsberatung und der enge fachliche Austausch stellen damit
strukturelle Besonderheiten im Feld der Bildungs- und Berufsberatung dar.
Die Koordinierungsstelle ermöglicht darüber hinaus eine übergeordnete
»Interessensvertretung« der Anerkennungsberatungsstellen. Diese Ergeb-
nisse bestätigen die Annahme von Ertelt (2007, S.
30), dass die Bildungs- und
Berufsberatung »eine typische Weiterbildungs- und Netzwerksprofession zu
sein scheint, bei der die homogene beraterische Grundqualifikation nur eine
eher untergeordnete Rolle spielt«. Es ist also nicht die gemeinsame Erstaus-
bildung, sondern es sind die gemeinsame Weiterbildung und der Austausch,
die eine identifikationsstiftende Rolle für die Berater_innen übernehmen.
Dadurch wird jedoch zugleich der Ausbau von weiterqualifizierenden An-
geboten notwendig, um die Entwicklung eines gemeinsamen beruflichen
Selbstverständnisses zu unterstützen.
Ein gesellschaftlich anerkanntes Selbstverständnis stellt nach Seel (vgl.
2013) eine Voraussetzung für die Professionalisierung von Beratung dar.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik