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Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
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25 Nachhaltiges Wirtschaften & Unternehmensmanagement 2 Fallbeispiel 2.1.2: Umweltökonomie und die Energiewende Die Umstellung des globalen Energiesystems von fossilen Energieträgern auf solche mit wenigen oder gar keinen CO2-Emissionen ist ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und damit zur Beschränkung der globalen Erwärmung. Eine Möglichkeit stellen erneuerbare Ener- gien dar, wobei Photovoltaik (PV) als eine der wichtigsten erneuerbaren Zukunftstechnologien gilt. Die Umwelt- und Energieökonomie hat bedeutende Beiträge zum Verständnis der Entwicklung und des Einsatzes dieser Technologie geliefert. Dies wird hier exemplarisch an zwei Beispielen aufgezeigt. Logik von Einspeisetarifen Im Jahr 2000 wurden in Deutschland Einspeisetarife eingeführt – basierend auf der Beobachtung, dass eine neue Technologie, soll sie marktreif gemacht werden, einer Anstoßförderung bedarf. Der vermehrte Einsatz der Technologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette soll Lerneffekte anregen, die zu einer starken Verbilligung der Technologie führen. Das Ziel ist, sie infolge ohne Förderungen am Markt einsetzen zu können. Kostensenkungen bei Kapazitätserhöhungen werden über sogenannte Lernraten empirisch abgeschätzt. Dazu sind Daten über die Kosten von Techno- logien und deren Anwendung notwendig. Die Lernrate gibt an, um wie viel sich eine Technologie verbilligt, wenn die installierte Kapazität dieser Technologie verdoppelt wird. Die Lernrate für PV liegt zwischen 18% und 28%, d.h., eine Verdopplung der Menge an installierter PV-Kapazität hat in der Vergangenheit die Kosten um 18% bis 28% reduziert (Mauleón 2016). Aus der Lernratentheorie kann abgeleitet werden, welche Technologien für öffentliche Subventionen infrage kommen: Diese sollten jung und relativ unausgereift sein, weil nur dann große Lerneffekte zu erwarten sind. Gleichzeitig sollte die Technologie nicht auf sehr knappen Rohstoffen basieren, bei denen eine erhöhte Nachfrage die Preise stark ansteigen lassen würde. Trotzdem ist unklar, ob bei sehr jungen Technologien starke Lerneffekte auftreten werden. Bei PV erzielte die Einspeisetarif- politik große Erfolge, weil einige notwendige Bedingungen erfüllt waren und die Technologie durch die Skalierung billiger wurde: Als die Förderpolitik eingeführt wurde, war die Technologie am Markt noch wenig verbreitet. Infolge wurden signifikante Kostenreduktionen erreicht: Die Gestehungskosten einer Stromeinheit, erzeugt aus PV, sind zwischen 2000 und 2018 um einen Faktor 10 gefallen. Derzeit liegt der globale Anteil von PV bei unter 2%, einige weitere Verdopplungen der Kapazität und damit verbundene weitere Kostensenkungen erscheinen möglich. Biomassekraftwerke wurden ebenfalls über Einspeisetarife gefördert. Hier war aber bereits bei der Einführung abzusehen, dass keine signifikante Kostendegression zu erwarten ist: Die Verbrennung von Biomasse und die Stromerzeugung daraus ist eine gut bekannte Technologie. Große Technologie- sprünge waren daher unwahrscheinlich. Biomassekraftwerke nutzen außerdem einen knappen Roh- stoff. Die Nachfrageerhöhung ließ die Preise für Biomasse ansteigen. Biomassekraftwerke hatten also teilweise sogar mit Kostensteigerungen zu kämpfen. Die Förderung von Biomasse war wohl aus anderen Gründen opportun, nicht aber originär technologisch-ökonomisch motiviert. Ökonomik dezentraler Photovoltaik Eine zweite umweltökonomische Erkenntnis betrifft die Förderung von PV für Haushalte. Diese hat vielfältige ökonomische Effekte: So wurde die Einkommensungleichheit in Deutschland leicht erhöht, weil v.a. einkommensstarke Haushalte (mit Eigenheimen) in der Lage waren, PV einzusetzen, während einkommensschwächere Haushalte die Kosten dafür über die Ökostromumlage mittragen müssen (Grösche und Schröder 2014). Um diese regressive Verteilungswirkung abzuschwächen, müsste man die Ökostromumlage einkommensabhängig gestalten. Gleichzeitig könnten aber auch einkommens- schwächere Haushalte in Mietwohnungen an der Energiewende partizipieren. Dafür müssten aller- dings rechtliche Rahmenbedingungen geändert werden, was in Österreich erst vor Kurzem geschehen ist. Hier wird deutlich, wie wichtig eine interdisziplinäre Herangehensweise ist, die auch eine rechts- wissenschaftliche Expertise mit einschließt.
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Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Titel
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Autoren
Erwin Schmid
Tobias Pröll
Verlag
Springer Spektrum
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-662-60435-9
Abmessungen
17.3 x 24.6 cm
Seiten
288
Schlagwörter
Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
Kategorien
Naturwissenschaften Umwelt und Klima
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