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Nachhaltiges Wirtschaften & Unternehmensmanagement 2
Dies wirkt nicht nur wettbewerbsverzerrend, sondern schadet auch Nationalstaaten
durch geringere Steuereinnahmen. Die Europäische Kommission hat daher eine
Initiative zur ‚fairen Besteuerung‘ (EU COM 2018) gestartet, ein ‚Steuertransparenz-
paket‘ (EU COM 2015b) und eine Richtlinie zur Bekämpfung von Steuervermei-
dungspraktiken (Anti-BEPS-Richtlinie 2016) verabschiedet, deren Vorschriften mit
1. Jänner 2019 anzuwenden sind.
Beispiele für ethisch bedenkliche und illegale Geschäftspraktiken liefert der Volks-
wagen-Konzern (siehe Fallbeispiel 2.2.3). Eine wichtige Frage in diesem Kontext ist,
wie es zu solchen Vorgängen kommen kann, in die viele Personen involviert sind und
die sich über längere Zeiträume erstrecken. Offensichtlich spielen dabei nicht nur
individuelle Handlungsmotive (u.a. Streben nach Macht und Einfluss, persönliche
Bereicherung, mangelndes Unrechtsbewusstsein) eine Rolle, sondern auch Organi-
sationsstrukturen. Diese können zu Rollenkonflikten und zu einer Unternehmens-
kultur von gegenseitigen Gefälligkeiten führen – eine Voraussetzung für Missstände,
wie sie in den Fallbeispielen angeführt wurden (Clausen 2009).
Diese Beispiele zeigen, dass sich Unternehmen auch in Europa nicht immer redlich
verhalten und sich Spitzenmanagerinnen und -manager in ethische, moralische oder
juristische Graubereiche begeben. Eine Studie von Ernst & Young (2017) zeigt, dass
23% der befragten deutschen Führungskräfte für das eigene berufliche Fortkommen
zumindest zu einer der folgenden Verhaltensweisen bereit wären: Externe täuschen,
das eigene Management mit falschen Informationen versorgen und unethisches Ver-
halten bei Kundinnen und Kunden, Lieferantinnen und Lieferanten oder im eigenen
Team ignorieren.
Fallbeispiel 2.2.3: Unethische und illegale Praktiken beim VW-Konzern (Clausen 2009)
Im Jahr 2005 gerät der Volkswagen Konzern mit Meldungen über Lustreisen für Betriebsratsangehörige
in die Schlagzeilen: VW zahlt Dienstleistungen von Prostituierten, Geschenke für Ehefrauen und Honorare
sowie Reisekosten in Höhe von mehr als 1 Mio. € allein für die Geliebte des Gesamtbetriebsratsvorsitzen-
den Klaus Volkert. Sich auf Firmenkosten zu vergnügen, ist Untreue (Verwendung von Vermögens-
gütern entgegen der erteilten Verfügungsbefugnis) und Betrug (Verfügung über das Vermögen der/des
Getäuschten, ohne angemessene Gegenleistung). Des Weiteren kassierte Volkert selbst Prämienzahlun-
gen in Millionenhöhe, was gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstößt. Die Vorgänge haben Konse-
quenzen: Volkert (und andere) treten im Juni 2005 zurück (Clausen 2009, S. 15ff.).
Die deutsche Automobilindustrie ist dafür bekannt, dass sie politische Lobbyarbeit leistet, um die Ver-
schärfung von Umweltnormen zu verzögern oder abzumildern. Dass der VW-Konzern wenig sensibel
für gesellschaftliche Anliegen wie Klimaschutz ist, zeigte sich auch im Jahr 2015, als die Manipulation
von Dieselmotoren und der Einbau von Betrugssoftware öffentlich wurde. Damit wird deutlich, dass
VW Abgasvorschriften nicht als Mindestnorm sieht, geschweige denn versucht, diese zu übertreffen.
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima