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Nachhaltiges Wirtschaften & Unternehmensmanagement 2
In Bezug auf Mehrkosten ist festzuhalten, dass sich Konsumentinnen und Konsumen-
ten typischerweise für jene Produktalternative entscheiden, die ihnen den höchsten
Produktwert (Gesamtnutzen minus Gesamtkosten) bietet. Der Konsum nachhaltiger
Produkte hat neben dem gängigen funktionalen auch einen sozialen (altruistischen)
und psychologischen Nutzen (man tut etwas „Gutes“). Nachhaltige Alternativen haben
gleichzeitig häufig höhere wahrgenommene Kosten. Es entstehen (1) Suchkosten
(Zeitaufwand) für das Finden, Verstehen und Berücksichtigen zusätzlicher Kriterien,
die häufig aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten schwierig zu beurteilen
sind (z.B. faire Löhne in der Wertschöpfungskette, Tierwohl, ressourcenschonende
Produktion). Unternehmen verwenden eine Vielzahl an Produktlabels zu Informa-
tionszwecken (siehe Beitrag 2.2). Diese werden jedoch nur von Teilen der Konsumen-
tinnen und Konsumenten verstanden bzw. in die Kaufentscheidung miteinbezogen.
Des Weiteren verursachen nachhaltige Alternativen häufig (2) finanzielle Mehrkosten
oder (3) psychologische Kosten etwa durch die vorausgesetzte Änderung von Gewohn-
heiten. Menschen ändern ihre Gewohnheiten nur langsam und ungern, was etwa im
anfänglichen Beispiel des Fleischkonsums eine wesentliche Barriere darstellt. Zu er-
wähnen sind auch Zielkonflikte zwischen Motiven (z.B. die Bequemlichkeit einer
Take-away-Speise versus Vermeidung von Verpackungsabfall) und Trade-offs zwischen
Produkteigenschaften (z.B. Leistungsstärke versus Nachhaltigkeit).
Die Skepsis der Konsumentinnen und Konsumenten gründet meist nicht in mangelnder
Informationsbereitstellung vonseiten der Unternehmen zur Nachhaltigkeit ihrer Pro-
dukte und Dienstleistungen, sondern vielmehr darin, dass sie diesen Informationen nur
bedingt Glauben schenken. Die zugrunde liegende Motivation von Unternehmen für
soziales oder philanthropisches Engagement wird v.a. in europäischen Ländern kritisch
hinterfragt. Da den Konsumentinnen und Konsumenten die Erfahrung mit Material-
und Prozessinnovationen fehlt, besteht häufig auch Skepsis in Bezug auf die Funk-
tionalität und Haltbarkeit von alternativen Materialien, die mit jenen in konventio-
nellen Produkten verglichen werden.
In Bezug auf die Wirkungslosigkeitsvermutung erachtet die/der Einzelne ihren/seinen
Beitrag zum nachhaltigen Konsum – aufgrund der Größe des Problems – als nutzlos.
Das eigene Zutun wird daher (vor dem Gesichtspunkt der zusätzlichen Kosten) als
vernachlässigbar eingeschätzt und nicht verfolgt.
2.3.5 Ausblick: Nachhaltiger Maßnahmenmix und sein Beitrag
Der Dringlichkeit, ressourcenintensives Konsumverhalten zu verändern, steht somit
eine Reihe an Hindernissen gegenüber, die einer breiten Durchsetzung von nachhal-
tigen Konsummustern entgegenwirken. Wie Abbildung 2.3.4 illustriert, agieren die
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima