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3 Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht
spielt, allerdings ohne damit positive Religion als Zugang zur Verantwortungs- und
Zukunftsethik einfordern zu wollen. Jonas' konservativ-bewahrende, also tutoris-
tische Position ist erkennbar: Der Mensch ist schon gut, so wie er ist – jenseits aller
politischen oder auch technischen Utopie, was die zukünftige (auch technisch
inszenierte) Entwicklung von Mensch und Gesellschaft anbetreffen könnte. Dies
verdeutlicht wohl auch, was mit der „Permanenz echten menschlichen Lebens“
gemeint sein könnte, von dem in Jonas' Imperativ die Rede ist.
3.1.4 Auf dem Weg zu einer Umweltethik
Jonas' Verantwortungs- und Zukunftsethik ist so entwickelt worden, dass sie Anlei-
tungen für den menschlichen Umgang mit Umwelt und Natur geben könnte. Dieser
Beitrag beschreibt nur zwei mögliche ethische Ansätze auf dem Weg zu einer Umwelt-
ethik. Die über 2000 Jahre alte Ethiktradition hat auch andere Konzeptionen hervor-
gebracht, die für umweltethische Überlegungen fruchtbar gemacht werden können.5
Dazu gehören die Tugendethik, der Utilitarismus und gewiss auch religiöse Traditio-
nen. Die Konzeption von Kant wurde in der Diskursethik grundsätzlich so weiter-
entwickelt, dass die Allgemeingültigkeit von Normen von uns allen gemeinsam über-
prüfbar erscheint. Der Hoffnung auf eine universelle Vernunftorientierung in ethischen
Belangen – jenseits von Dogmatismus und unverbindlichem Relativismus – wird so
wieder Leben eingehaucht. Und doch muss auch geklärt werden, welche Rolle
Gefühle, die auch von Jonas angesprochen wurden, für die Moral und für die tat-
sächliche Übernahme von Verantwortung spielen. Ist es nicht so, dass es gar nicht
möglich scheint, ein Wertbewusstsein zu entwickeln, ohne (moralisch gefärbte) Ge-
fühle zuzulassen? Kann jemand, der die Stimme eines moralischen Gefühls in sich
nicht zulässt, überhaupt Werthaltungen und eine moralische Position – auch gegen-
über anderen und der nichtmenschlichen Mitwelt – entwickeln? Was motiviert zum
Handeln auf der Basis des als richtig Erkannten?
Für die Umweltethik ist darüber hinaus von großer Bedeutung, wie sie sich zum
Anthropozentrismus stellt. Die Frage ist, ob sie sich ganz im Gegensatz zu menschen-
zentrierten Moralkonzeptionen sehen kann oder ob sie durch gezielte Differenzierun-
gen (z.B. schwacher versus starker Anthropozentrismus) den Herausforderungen durch
die Umweltprobleme gerecht werden kann. Es kann auch gefragt werden, ob nicht
für eine Aufweitung der Moralgemeinschaft über den nichtmenschlichen Bereich hin-
aus argumentiert werden kann oder muss. So wird im sogenannten Sentientismus
auch allen empfindungsfähigen nichtmenschlichen Wesen moralisch zu respektieren-
der Eigenwert zuerkannt. Ökozentrische Positionen weisen sogar Ökosystemen einen
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5 Vergleiche dazu beispielsweise Liebert (2019).
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima