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3 Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht
auch zusätzlichen Nutzen bringen. Durch die Teilnahme an Klimaprotesten ist es
möglich, viele Freunde außerhalb der Schule zu treffen.
Externe Faktoren (etwa finanzielle Komponenten) können die Wirkung von Einstellun-
gen begrenzen. Es stellt sich die Frage: Wie groß muss das Umweltbewusstsein sein, um
die Hürde bestimmter Verhaltenskosten (z.B. Zeit oder finanzielle Verluste) zu nehmen?
Setzt man externe Anreize, ist nach den Erkenntnissen der Sozialpsychologie ein Nach-
zieheffekt des Bewusstseins anzunehmen. Wenn eine Person in ihrer Arbeit als Marke-
tingassistentin bzw. -assistent grüne Produkte bewirbt, obwohl sie gar kein Öko-Fan
ist, entsteht Dissonanz. Einstellungsdiskrepantes Handeln erzeugt ein unangenehmes
Gefühl. Erzwingt ein verhaltenssteuernder Faktor (in diesem Fall das Gehalt) ein
bestimmtes Verhalten, wird sich über kurz oder lang die Einstellung verändern. Das
heißt, wenn jemand lange Zeit grüne Produkte bewirbt und dafür argumentiert, ist es
wahrscheinlich, dass diese Einstellung in sein Wertesystem übernommen wird. Ändert
sich das Verhalten, verändern sich auch grundlegende Werthaltungen und Einstellungen,
welche zukünftiges Verhalten autonom in die gewünschte Richtung lenken können.
Ist der finanzielle Anreiz im Vergleich zu den zusätzlichen Kosten des Zielverhaltens
groß und berücksichtigt man vorhandenes Umweltbewusstsein nicht, kann es zu einer
„Überrechtfertigung“ kommen. Die intrinsische Motivation wird durch eine extrinsi-
sche Motivation ersetzt, ein Verdrängungseffekt tritt auf. Wenn ein bäuerlicher Betrieb
Felder extensiv bewirtschaftet, erhält er eine Agrarförderung. Wenn die Betriebsleiterin
oder der Betriebsleiter zunächst diese Art der Bewirtschaftung auch ohne Förder-
gelder durchführen würde, kann ein paradoxer Effekt auftreten. Werden die Förder-
gelder eingestellt, geht der Anreiz, die Felder weiter extensiv zu bewirtschaften, ver-
loren, die intrinsische Motivation ist verschwunden.
Umwelteinstellungen und ihr Zusammenhang mit Umweltverhalten sind eines der
Hauptforschungsgebiete der Umweltsoziologie. In der Fachsprache – im Gegensatz zur
Alltagssprache – ist Umweltbewusstsein nicht mit umweltgerechtem Verhalten gleich-
gesetzt. Umweltgerechtes Verhalten ist ein Teil des Alltagsverhaltens. „Umweltge-
recht verhält sich jemand nicht nur aus Einsicht und rationaler Entscheidung, son-
dern möglicherweise auch aus Knappheit an finanziellen Mitteln … oder vielleicht
aus bloßer Gewohnheit. Das sind Personen mit umweltgerechtem Verhalten ohne
entsprechende Einstellungen“ (Kuckartz 2008, s.p.).
3.3.2 Umweltgerechtigkeit
Menschen sind von Umweltbelastungen nicht gleich stark betroffen, auch nicht inner-
halb eines Landes. In den USA sind v.a. afroamerikanische und ärmere Bevölkerungs-
schichten von Umweltbelastungen überproportional betroffen (siehe Fallbeispiel 3.3.1).
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima