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Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
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77 Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht 3 Fallbeispiel 3.3.1: Flint als Beispiel für intragenerationelle Umweltungerechtigkeit (verändert nach Eligon 2016; Katner et al. 2015; Kuhn 2016) Flint, eine Kleinstadt in Michigan, 95 km nordwestlich von Detroit, prosperierte bis vor wenigen Jahr- zehnten. Nachdem die Automobilindustrie ihre Produktion verlagerte, blieben hohe Arbeitslosen- raten sowie Armut. Die Bevölkerungszahl der Stadt ist seither drastisch gesunken: Wer kann, zieht weg. In der Stadt wohnen mehrheitlich Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner. Die Stadt ist hochverschuldet, weshalb vom Gouverneur ein Notfallfinanzverwalter, Michael Brown, eingesetzt wurde – was nur bei Orten mit afroamerikanischer Bevölkerung zu geschehen scheint, wie es später als Vorwurf formuliert wurde. Im April 2014 traf Brown eine folgenschwere Entscheidung: Um Geld zu sparen, sollte Wasser nicht mehr aus Detroit, sondern aus dem regionalen Huron-See bezogen werden. Da noch keine Pipeline existierte, wurde übergangsweise Wasser aus dem Flint River gewonnen. Bereits nach wenigen Tagen klagten die Bewohnerinnen und Bewohner über Hautausschläge, Übelkeit und Müdigkeit. Trotz Nachfragens gab es keine Reaktion der Verwaltung. Monate später kam der Verdacht auf, dass das Wasser Blei enthalten könnte. Michigans Umweltbehörden wiegelten ab. Eine Rückkehr zum Wasser aus Detroit lehnte man aus Geldmangel ab. Stattdessen wurde eine Kommission zur Verbesserung der Wasserqualität eingesetzt. Diese verkündete kurz darauf, dass die Untersuchung keine Auffälligkeiten gezeigt habe. Später stellte sich heraus, dass die Tests nicht sachgemäß durchgeführt worden waren. Ein Mitarbeiter der Umweltbundesbehörde EPA (Environ- mental Protection Agency) warnte in einem internen Bericht vor Problemen mit dem Trinkwasser. Dieser Bericht wurde ignoriert. Eine in Flint praktizierende Ärztin stellte erhöhte Bleiwerte im Blut einiger Kinder fest, es kam zu Haarausfall und Ausschlägen. Mehr als eineinhalb Jahre lang tranken die Bewohnerinnen und Bewohner bleiverseuchtes Wasser, bis Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler flächendeckend einen zu hohen Bleigehalt feststellten und mit diesen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gingen. Erst das veranlasste den Gouverneur dazu, Wasser wieder aus Detroit zu beziehen. Die Langzeit- folgen für die 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner sind unklar. Was war geschehen? Das Wasser des Flint River griff die alten Bleirohre der Stadt an. Da man auf die Beigabe von Chemikalien, die dies verhindert hätten, verzichtete – die Maßnahme hätte 100 Dollar pro Tag gekostet – wurde Blei freigesetzt. Hätten die Behörden früher reagiert, wenn Flint „weiß“ und „reich“ wäre? Die Betroffenen sind mehrheitlich Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner, Flint ist ein klassischer Fall von Environmental Injustice oder gar von Environmental Racism. Die soziale Ungleichverteilung von Umweltbelastungen ist bereits seit den 1970er- Jahren ein Thema. Es hat seinen Ursprung nicht in der Wissenschaft, sondern in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (Elvers 2007). Seit Jahrzehnten kämpfen in den USA ethnische Minoritäten und Arme gegen eine systematisch höhere Umwelt- belastung. Es geht um Umweltgerechtigkeit (Environmental Justice), die soziale bzw. sozialräumliche Ungleichverteilung von Umweltbelastungen wird kritisiert. Man unter- scheidet zwischen intragenerationeller Gerechtigkeit (innerhalb einer Generation, wie etwa im Fall Flint) und intergenerationeller Umweltgerechtigkeit (zwischen zwei oder mehreren Generationen) (Glotzbach und Baumgartner 2012). SDG 10 (Ungleich- heit innerhalb von und zwischen Staaten verringern) und die Schülerinnen- und Schülerproteste Fridays for Future um Greta Thunberg (2019) fordern sowohl intra- generationelle Umweltgerechtigkeit („Unsere Zivilisation wird für das Wohl einer
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Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Titel
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Autoren
Erwin Schmid
Tobias Pröll
Verlag
Springer Spektrum
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-662-60435-9
Abmessungen
17.3 x 24.6 cm
Seiten
288
Schlagwörter
Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
Kategorien
Naturwissenschaften Umwelt und Klima
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