Seite - 81 - in Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Bild der Seite - 81 -
Text der Seite - 81 -
81
Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht 3
3.4 Umweltgeschichte und Erdzukunft
Martin Schmid und Verena Winiwarter
Institut für Soziale Ökologie,
Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
martin.schmid@boku.ac.at, verena.winiwarter@boku.ac.at
3.4.1 Langfristige Perspektiven für eine nachhaltige Welt
Umweltgeschichte untersucht die Vergangenheit um der Zukunft willen. Sie befasst
sich einerseits mit der Rekonstruktion von Umweltbedingungen in der Vergangen-
heit: Wie sah eine Landschaft einmal aus? Wie wurde sie genutzt? Wo verlief früher
ein Fluss? Was für ein Wald war das vor 200 Jahren? Sie muss sich dafür andererseits
mit der Rekonstruktion der Wahrnehmung und Interpretation dieser vergangenen
Umwelten durch die damals lebenden Menschen beschäftigen. Wie haben Menschen
etwa Berge wahrgenommen, als Bedrohung oder als Freizeitareal, und wann und
warum hat sich das geändert? Kurz gesagt befasst sich Umweltgeschichte mit den
Wechselbeziehungen zwischen Menschen und dem Rest der Natur – weil Menschen
selbst Natur sind, ihr aber zugleich gegenüberstehen, in Natur eingreifen, sie verän-
dern müssen, um leben zu können. Umweltgeschichte ist ein interdisziplinäres Fach,
das Zugänge aus den Kultur-, Sozial-, Natur- und Ingenieurwissenschaften mitein-
ander verbindet (Winiwarter und Knoll 2007).
Die globalen Herausforderungen, wie sie zuletzt in der UN-Agenda 2030, den SDGs,
formuliert worden sind, haben eine Geschichte. Was waren die Triebkräfte, die Prob-
leme wie globale Ungleichheiten (SDG 10) oder nichtnachhaltige Produktions- und
Konsummuster (SDG 12) hervorgebracht haben, um deren Lösung heute mit solchen
Initiativen gerungen wird? Wann und wie ist diese – menschheitsgeschichtlich außer-
ordentliche – Situation entstanden?
Auch die Nachhaltigkeitsdebatte selbst hat eine Geschichte, in der Aufmerksamkeit
verschieden verteilt ist, in der manche Interessensgruppen eine Stimme bekommen
haben und sich Gehör verschaffen konnten und andere außen vor gelassen wurden.
Die Nachhaltigkeitsdebatte hat sich mit jedem Meilenstein verändert: von der ersten
Konferenz der Vereinten Nationen zum Thema Umwelt 1972 in Stockholm, über den
Brundtland-Bericht mit seiner bis heute nachwirkenden Nachhaltigkeitsdefinition
von 1987, die „Rio-Konferenz“ 1992 und die „Millennium Development Goals“ von
2000 bis zu den heute die Debatte dominierenden SDGs. Immer noch geht es um
Entwicklung, wie 1987: “Sustainable development is development that meets the needs
of the present without compromising the ability of future generations to meet their
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima