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3 Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht
Alle diese gesellschaftlichen Prozesse hängen von der Verfügbarkeit von Energie ab
(vgl. McNeill 2003).
Seit der industriellen Revolution sind immer wieder kritische Stimmen laut geworden,
die davor warnten, die Umwelt weiter zu zerstören. Seit den 1970er-Jahren machte
das Wort Umweltschutz Karriere, und Umwelt wurde zur Politikmaterie, nicht nur
für „grüne“ Parteien, sondern für alle politischen Akteurinnen und Akteure. Seit-
dem gehört Umweltwissen zur Allgemeinbildung – heute vermutlich mit Schwer-
punkt auf Treibhausgase und Klimawandel, früher orientiert an Schmutzskandalen
wie dem Dioxinunfall von Seveso, der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl oder dem
Vogelsterben der 1960er-Jahre durch Dichlordiphenyltrichlorethan, besser bekannt
als DDT (Winiwarter 2013). Die Reflexion der Wechselwirkungen zwischen Menschen
und Natur ist ein wichtiger Teil des Orientierungswissens für alle Expertinnen und
Experten, die in Prozessen nachhaltiger Entwicklung arbeiten.
3.4.3 Erfolg und Risiko
Wann immer Menschen in natürliche Systeme absichtsvoll eingreifen (wir nennen
dies „kolonisierende Eingriffe“), kommt es, neben den erwünschten oder zumindest
vorhergesehenen Folgen, auch zu unbeabsichtigten Wirkungen (Sieferle und Müller-
Herold 1996). Mithilfe des Konzepts der „Risikospirale“ wird dieser Zusammen-
hang fassbar (vgl. Abbildung 3.4.2). Das Wichtigste daran ist die Kombination von
Erfolg und Nebenwirkung. Menschen bewältigen ein Risiko erfolgreich. Sie sind
dadurch in ihrem Tun bestärkt. Die Nebenwirkungen überraschen sie dann. Wenn
Umwelthistorikerinnen und Umwelthistoriker ihre Fallstudien präsentieren, dann ist
damit das Ziel verbunden, allen, die heute auf Natur einwirken, vor Augen zu führen,
dass Nebenwirkungen typisch und normal sind und keine Ausnahme darstellen.
Dies soll zu einer vorsorgenden Innovationskultur beitragen.
Abbildung 3.4.2 veranschaulicht diese Risikospirale am Beispiel der neolithischen
Revolution, die u.a. folgende Gesellschafts-Natur-Interaktionen angetrieben haben
dürfte: Durch Bevölkerungswachstum und eventuell auch durch Klimaänderung
kommt es zu Nahrungsengpässen bei Jägern und Sammlerinnen. (1) Die Menschen
werden sesshaft, beginnen den Boden zu bebauen und Vieh zu halten. (2) Dadurch
werden sie von der lokalen Witterung abhängig. Speicher sollen Missernten ausgleichen.
Die zunehmende Arbeit wird von einer dichteren Bevölkerung geleistet. Speicher sind
anfällig für Schädlinge und laden zu Raubzügen ein. (3) Spezialisten für Schädlings-
bekämpfung oder den Schutz der Siedlungen müssen zusätzlich ernährt werden.
Anbauflächenausweitung kann zu Konflikten führen. (4 & 5) Wissen wird nötig, um
effizient zu produzieren. Ein Teil der Bevölkerung produziert nicht mehr, sondern
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima