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Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
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88 3 Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht Carver, der enge Schwünge platzsparend erlaubt und damit Pisten entlastet, zur Ver- wendung von Bakterien als Kristallisationskeime für sparsamere Schneeherstellung, die dann auch bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt möglich wird, bis zur GPS-präzisionsgesteuerten Pistenraupe reichen die Intensivierungsbemühungen der letzten Jahre. Mit weiteren Nebenwirkungen ist zu rechnen (Groß 2019). 3.4.4 Lernen von vorindustriellen Ökonomien Der britische Wirtschaftshistoriker E. A. Wrigley (1988) hat die vorindustrielle Welt eine wood economy, eine Holzwirtschaft, genannt. Alle gesellschaftlichen Bereiche, so auch die Kriegsführung, waren auf Land angewiesen. Daher lassen sich Dynamiken einer auf nachwachsenden Rohstoffen basierenden Ökonomie an der Geschichte gut studieren (siehe Fallbeispiel 3.4.1). Fallbeispiel 3.4.1: Venedig und die Eichen (Appuhn 2009) Kriegs- wie Handelsschiffe wurden aus Eichenholz gebaut, weil es hart und tanninreich und gegen Meerwasser und Fäulnis daher weit beständiger ist als andere Holzarten. Allerdings wachsen Eichen langsam. Mächtige Stadtstaaten an den Küsten des heutigen Italien kämpften jahrhundertelang um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum. Amalfi, Pisa, Genua und Venedig betrieben Flottenbauwerk- stätten, die große Mengen Eichenholz benötigten. Im Jahr 1476 erließ der venezianische Senat sechs Regeln für die Nutzung seiner kommunalen Wälder auf der terra ferma, dem zu Venedig gehören- den Festland. Um die Versorgung mit den unverzichtbaren Eichen zu sichern, verbot der Senat die Waldweide, die Ernte von Feuerholz und das Legen von Feuern, um das Unterholz zu entfernen. Mehr als zweihundert Jahre später und nach weiteren Verschärfungen der Regulierung – sogar das Sammeln von Totholz wurde schließlich verboten – kamen die Beamten der Signoria zum Schluss, dass nicht mehr, sondern weniger Eichen wuchsen. Sie beschuldigten die Bauern, die Wälder ent- gegen den Verboten doch genutzt zu haben. Das Gegenteil war der Fall. Solange die Bauern bei der Nutzung des Waldes als Weide oder zur Feuerholzsammlung Unterholz und Bäume von gerin- gerer Qualität entfernt hatten, gab es mehr Platz für einzelne Eichen, die dann zu den gesuchten großen Bäumen heranwachsen konnten. Hielten sie sich an die Verbote, wuchsen weniger Eichen. Doch auch die Venezianer selbst spielten für den Eichenwald eine Rolle, die sie nicht erkannten. Solange die Schiffsbauer genug Eichen verbrauchten, war der Eichenertrag noch einigermaßen akzeptabel; sobald der Bedarf nachließ, verblieben Unterholz und dünne Stämme, die bei der Eichenernte mit entfernt wurden, im Wald und erstickten den Nachwuchs junger Eichen, die zu Bäumen für den Schiffsbau hätten heranwachsen können. Je sparsamer die Venezianer waren, umso schlechter sah es mit dem Nachwuchs aus. Ohne die Ökologie des Eichenwaldes zu berücksichtigen, kann die Entwicklung der Erträge aus den venezianischen Wäldern nicht verstanden werden. Das Ökosystem Wald spielt eine zentrale Rolle. Die Bedingungen, unter denen Eichen besonders gut oder besonders schlecht wachsen, waren den Beamten in der Zentrale nicht bekannt. Die Ansichten der lokalen Bevölkerung, die sehr wohl verstand, dass Eichenwald einer regelmäßigen Entnahme von konkurrierenden Arten bedurf- te, sogar die schriftlichen Vorschläge jener Beamten, die mit dem Eichenwald vertraut waren und der Signoria gut durchdachte Pläne vorlegten, wie durch mehr Entnahme von Feuerholz der Mangel daran behoben und das Eichenwachstum befördert werden könnte, wurden allesamt abgetan.
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Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Titel
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
Autoren
Erwin Schmid
Tobias Pröll
Verlag
Springer Spektrum
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-662-60435-9
Abmessungen
17.3 x 24.6 cm
Seiten
288
Schlagwörter
Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
Kategorien
Naturwissenschaften Umwelt und Klima
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