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Ökosysteme, Landnutzung & Biodiversität 4
verbreitet werden. Beispiele dafür sind radioaktive Elemente, Schwermetalle, Nano-
materialien, Mikroplastik, organische und anorganische Chemikalien sowie auch gen-
technisch veränderte Organismen. All diesen Entitäten wird das Potenzial zugeschrie-
ben, weltweit geophysische oder biologische Effekte zu beeinflussen, die menschliche
Gesundheit zu gefährden und im Wechselspiel mit anderen planetaren Grenzen zu
stehen. Aufgenommen wurden hier vorwiegend Substanzen und/oder Lebewesen, die
große Beständigkeit (Persistenz) aufweisen, sehr mobil sind, global leicht verbreitet
werden können und dadurch Ökosysteme in verschiedenen Regionen beeinflussen.
Status: Es gibt weltweit keine systematischen Erhebungen zum Ausmaß und zur
Verbreitung dieser Substanzen. Deshalb kann keine seriöse Einschätzung etwaiger
planetarer Grenzen gemacht werden.
4.1.4 Basis für politische und gesellschaftliche Transformation
Das Konzept der planetaren Grenzen zeigt zahlreiche Handlungsoptionen auf, ohne
konkrete Maßnahmen zur politischen Umsetzung zu definieren. Es bezog sich ur-
sprünglich ausschließlich auf globale Maßstäbe und berücksichtigte nicht, dass einige
Prozesse eine große zeitliche und räumliche Heterogenität aufweisen. Das aktualisierte
Konzept bezieht nun auch regionale Auswirkungen ein und ermöglicht damit die Be-
urteilung auf gesellschaftlich adäquaten Einheiten (z.B. Gemeinden, Regionen, Länder).
Im Gegensatz zu den SDGs beschränkt sich das Konzept der planetaren Grenzen auf
rein naturwissenschaftliche Einschätzungen, ohne sozioökonomische oder politische
Empfehlungen zu formulieren. Auch rein soziologische oder historische Entwick-
lungen finden wenig Berücksichtigung, was wahrscheinlich der Komplexität dieser
Interaktionen geschuldet ist. Dennoch kann das Rahmenwerk einen wertvollen Bei-
trag dazu leisten, Entscheidungsträgerinnen und -trägern Optionen für eine ökolo-
gisch nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung aufzuzeigen.
Die aufgezählten planetaren Grenzen können dabei nicht isoliert voneinander betrachtet
werden. Am Beispiel der chemischen Verschmutzung sollen Interaktionen mit anderen
Kontrollvariablen der planetaren Grenzen illustriert werden (siehe Fallbeispiel 4.1.1).
Fallbeispiel 4.1.1 zeigt auf, dass politische Entscheidungsträgerinnen und -träger
durchaus auf wissenschaftliche Befunde in Zusammenhang mit den planetaren Grenzen
reagiert haben. Bei den Zwei-Grad-Klimaschutzbemühungen des Pariser Klima-
abkommens wurde die Einhaltung planetarer Grenzen von der internationalen
Klimapolitik bereits als Ziel übernommen. Auch das Hauptgutachten des Wissen-
schaftlichen Beirats der Deutschen Bundesregierung Globale Umweltveränderungen
(WBGU) basiert im Wesentlichen auf dem Konzept der planetaren Grenzen.
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima