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5 Umweltrelevante Systeme & Technologien
5.3 Abfallwirtschaft und Recycling –
am Beispiel von Kunststoffprodukten
Christian Zafiu und Marion Huber-Humer
Institut für Abfallwirtschaft, Department für Wasser-Atmosphäre-Umwelt (WAU)
christian.zafiu@boku.ac.at, marion.huber-humer@boku.ac.at
5.3.1 Von der Abfallentsorgung zur Ressourcenbewirtschaftung
In den Anfängen unserer Gesellschaft waren Abfälle nur organischen und damit natür-
lichen Ursprungs. Sie fielen auch nicht wirklich konzentriert an, und so erforderte ihr
„Wegwerfen“ keine besonderen Vorkehrungen. Abfälle, sofern sie überhaupt als solche
wahrgenommen wurden, fügten sich problemlos wieder in den natürlichen Stoffkreis-
lauf ein. Ein Bewirtschaften wurde erst dort notwendig, wo sie in großen Mengen auf
engem Raum anfielen. Zum akuten Problem wurden Abfälle mit der Urbanisierung
und dem Wandel von einer Aufbewahrungs- und Reparaturgesellschaft hin zur heutigen
Wegwerfgesellschaft. Natürliche Kreisläufe sind längst nicht mehr in der Lage, mit der
Menge an Abfällen und v.a. mit der Vielzahl von synthetisierten Stoffen umzugehen.
Im 20. Jahrhundert lag der Schwerpunkt der geregelten Abfallbewirtschaftung in Öster-
reich sowie in einigen anderen wirtschaftlich stark wachsenden und industrialisierten
Teilen Europas hauptsächlich im Aufbau einer effizienten (getrennten) Abfallsammlung
im urbanen Raum. Die Errichtung von kontrollierten, mit technischen Barrieren aus-
gestatteten Deponien lag dann v.a. in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Fokus.
Die Ausrichtung der Abfallwirtschaft war damals eindeutig entsorgungsorientiert.
Die Ablagerung von nichtvorbehandelten Siedlungsabfällen auf “Hausmülldeponien“
(wissenschaftlich auch als „Reaktordeponien“ bezeichnet) bringt langfristige Umwelt-
auswirkungen wie treibhausrelevante Emissionen von Methangas sowie kostenauf-
wendige Sammel- und Reinigungsverfahren für verunreinigte Deponiesickerwässer
mit sich. Aufgrund dessen wurde in Europa die Vorbehandlung von Abfällen vor ihrer
Ablagerung thematisiert. Es folgte der Erlass entsprechender gesetzlicher Vorgaben.
Im Jahr 1990 wurde im österreichischen Abfallwirtschaftsgesetz (AWG § 1(1)) das
Gemeinwohlprinzip (also der Umgang mit Abfällen ohne Gefährdung der mensch-
lichen Gesundheit oder Schädigung der Umwelt) sowie das Vorsorgeprinzip (keine
Beeinträchtigung künftiger Generationen) festgeschrieben. Auf europäischer Ebene
erfolgte die Festschreibung dieser Prinzipien in der Abfallrahmenrichtlinie (derzeitige
Fassung: Richtlinie 2008/98/EG).
In einigen europäischen Ländern – allen voran z.B. Deutschland, Österreich und die
Niederlande – hat sich die Abfallwirtschaft in den letzten Jahrzehnten von der Ent-
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Titel
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Autoren
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Verlag
- Springer Spektrum
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 288
- Schlagwörter
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima