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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
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Und welche Konsequenzen müssen am dringendsten vermieden oder zumindest abgemildert werden? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns alles anschauen, was zur Bereitstellung digitaler Produkte und Dienstleistungen erforderlich ist: den Abbau von Rohstoffen für Strom und Produkte der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die Herstel- lung von Komponenten und Produkten, die eigent- liche Nutzung und schließlich die Entsorgung oder Verwertung aller Komponenten. Eine Möglichkeit, diese Auswirkungen gebündelt zu betrachten, ist der öko- logische Rucksack. Er be- inhaltet alle Roh stoffe, die für ein Produkt über seinen ganzen Lebensweg hin- weg aufgewendet werden müssen. Bei einem Mobil- telefon sind die benötigten Rohstoffe beispielsweise rund 75 Kilo gramm.11 So werden die versteckten Dimensionen begreifbar. Zu beachten ist allerdings: Nicht jedes Kilo gramm hat die gleichen Umweltauswirkungen. Letztere erfasst eine Öko bilanz, welche nicht nur den gesamten Weg eines Produkts in den Blick nimmt, sondern auch alle damit verbundenen Umweltprobleme. Dazu zählen neben der globalen Erwärmung auch die Überdüngung und Versauerung von Böden und Ge- wässern, die Abgabe giftiger Stoffe und der Flächen- verbrauch. Nicht immer sind die Ergebnisse so ein- deutig und vorhersehbar, wie man sie sich wünschen würde. So vermindert beispielsweise ein Elektroau- to gegenüber einem konventionellen PKW zwar die Treibhausgasemissionen, verursacht aber, über den ganzen ‹Lebensweg› betrachtet, höhere Emissionen humantoxischer Stoffe, die vor allem bei der Fahr- zeugherstellung anfallen.12,13 Ähnlich kompli ziert wird es beim Vergleich von DVD und Streaming ( siehe dazu den Beitrag von Sühlmann-Faul). Mithilfe der Ökobilanz lassen sich nicht nur Um- weltauswirkungen von Produkten berechnen, son- dern diese Auswirkungen lassen sich auch auf die einzelnen Phasen des ‹Lebenswegs› aufteilen. Dabei gewinnen wir weitere überraschende Erkenntnisse. So entstehen für einen Laptop mehr als 50 Prozent der negativen Umweltauswirkungen während des Rohstoffabbaus und der Herstellung. Durch den Laptop verursachte CO2-Emissionen entstehen nur zu rund acht Prozent in der Nutzungsphase und können somit durch den Stromverbrauch nur in geringem Umfang beeinflusst werden.14 Erweitert man den Blickwinkel auf die sozialen Auswirkun- gen, entdeckt man auch hier, was man sonst nicht sieht und vielleicht auch lieber nicht sehen möchte: Kinderarbeit und gesundheitsgefährdende Arbeits- bedingungen sind leider typisch für die Rohstoff- gewinnung, die Herstellung und auch das Recycling von IKT-Produkten in Ländern des Globalen Südens.15 KANN DOCH NOCH ALLES BESSER WERDEN? Ökologische und soziale Perspektiven zeigen: Die Digitalisierung macht die Welt nicht automatisch nachhaltiger. Wir können allerdings versuchen, die digitale Transformation so ökologisch und sozial wie möglich zu gestalten. Bloß wie? Bei vielen Umweltproblemen haben technische Lö- sungen die Situation stark verbessert, so hat zum Bei- spiel die Kühltechnik ohne Fluorchlorkohlenwasser- stoffe die Problematik des Ozonlochs entschärft. Auch die neuen digitalen Technologien bieten Ver- besserungspotenziale. Wenn eine Videokonferenz eine Flugreise ersetzt, können CO2-Emissionen re- duziert werden. Regelt ein intelligenter Thermostat die Heizung, verbraucht diese im Idealfall nur noch Energie, wenn sie wirklich gebraucht wird. Einspa- rungen durch eine höhere Effizienz fallen in der Pra- xis aller dings oft geringer aus, als ihr technisches Potenzial verspricht. Insbesondere in der IKT haben Effizienzsteigerungen vor allem Leistungserweite- rungen und eine zunehmende Verbreitung begüns- tigt. Im Gesamttrend konnte somit nie eine Verrin- gerung der Umweltauswirkungen der IKT-Branche erreicht werden – im Gegenteil, die Umweltschäden steigen.16 Ohne Änderungen im Konsumverhalten werden die mit der Digitalisierung verbundenen sozialen und ökologischen Probleme nicht gelöst werden können. Das gilt auch in anderen Bereichen, nur wachsen IKT und digitale Medien neben der Mobili- tät zu einer wesentlichen Stellschraube heran. Es bedarf einer drastischen Senkung des Ressourcen- verbrauchs in Deutschland und anderen Industrie- nationen auf ein global gerechtes und ökologisch verträgliches Niveau. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist eine Mobilitäts wende, in deren Mittelpunkt eine Reduzierung der Autoflotte sowie die Herstellung von kleineren und leichteren Autos stehen. Auch bei digitalen Medien und IKT müssen wir uns als Kon- ///<quote> Ohne Änderungen im Konsumverhalten werden die mit der Digitalisierung verbundenen sozialen und ökologischen Probleme nicht gelöst werden können. ///</quote> /// 016 1 0 0 0 0
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET Digitalisierung nachhaltig gestalten
Titel
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Untertitel
Digitalisierung nachhaltig gestalten
Autor
Anja Höfner
Herausgeber
Vivian Frick
Verlag
oekom verlag
Ort
München
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-SA 3.0
ISBN
978-3-96238-149-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
152
Schlagwörter
Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
Kategorien
Informatik
Technik
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