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der Softwarearchitektur und reduzieren dadurch
die Effizienz des gesamten Programms. Beispiels-
weise erstellen die meisten Nutzenden mit einem
Tabellen kalkulationsprogramm (z. B. Excel) lediglich
einfache Tabellen mit den vier Grundrechenarten
und nur wenige benutzen Makro-Programmie rung
oder Pivot-Tabellen. Ein weiteres Beispiel sind
Textverarbeitungssysteme. Sie werden hauptsächlich
benutzt, um Texte zu schreiben und Textbausteine ein-
zufügen, zu löschen oder zu verschieben. Viele Forma-
tierungsmöglichkeiten oder Schnittstellen zu Daten-
banken werden nur im professio
nellen Bereich benötigt.
Von zentraler Bedeutung für die Nachhaltigkeit ist
auch die ‹Modularität› von Softwaresystemen. Nur jene
Module sollten installiert oder in den Arbeitsspeicher
geladen werden, die für die jeweilige Anwendung
tatsächlich erforderlich
sind. Insbesondere sollte
es den Nutzenden vorbe-
halten sein, selbst zu ent-
scheiden, welche Funktio-
na litäten sie tatsächlich
benötigen oder möchten.
Und es sollte mög lich sein,
nur diese zu kaufen und zu
installieren. Auf diese Weise führt Modularität auch
zu mehr Selbstbestimmung der Nutzenden über ihre
Endgeräte und Software. Nicht jede*r braucht jede In-
novation, schon gar nicht auf jedem Gerät.
Weiterhin ist für die Langlebigkeit älterer Hardware
auch die ‹Abwärtskompatibilität› neuer Versionen
und Updates eines Softwaresystems wichtig. Software
sollte so geschrieben werden, dass bestimmte Kern-
module isoliert installiert werden können und auch auf
älterer Hardware lauffähig sind. Dies gilt insbeson-
dere für Betriebssysteme. Auch ‹Freie Software› kann
eine positive Rolle spielen. Sie ermöglicht das Pro- grammieren von Updates, auch wenn die Hersteller
die Software nicht mehr pflegen und unterstützen.
Dadurch ermöglicht ‹Freie Software›, ältere Geräte
(beispielsweise Smartphones5) deutlich länger pro-
duktiv einzusetzen.
Hat ein Softwareunternehmen bei der Program-
mierung alles richtig gemacht und ressourcen-
schonende und nachhaltige Software programmiert,
so sollten diese Produkte mit einem ‹Gütesiegel› ge-
kennzeichnet werden. Diesen Ansatz verfolgt derzeit
das Umwelt zeichen ‹Blauer Engel›. Auf Grundlage des
Kriterienkatalogs für nachhaltige Software6 werden
derzeit die Mindestanforderungen für die Verleihung
des Gütesiegels entwickelt. Zukünftig soll es damit den
Nutzenden leichter gemacht werden, gezielt nachhal-
tige Software zu installieren. Von diesem Güte siegel
werden auch Behörden und Verwaltungen profitieren,
denn sie können dann ausgezeichnete Produkte be-
vorzugt einkaufen und fördern.
DIE AUTOREN
/// Jens Gröger ist Senior Researcher beim Öko-Institut e. V.. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Nachhaltigkeit von Produkten
und Dienstleistungen der Informations- und Kommunikationstechnologie. www.oeko.de
/// Mark Herterich ist Gründer der Lastingware GmbH, die unter www.lastingware.com eine Plattform für Lean Software Lösungen aufbaut.
Er arbeitet an nachhaltiger IT und engagiert sich für Postwachstum.
LITERATURE
/// 1 Wikipedia. Software Bloat. https://en.wikipedia.org/wiki/Software_bloat (2019).
/// 2 Wirth, N. A Plea for Lean Software. Computer 28, 64–68 (1995).
/// 3 UNEP. Waste Crimes, Waste Risks: Gaps and Challenges In the Waste Sector: UNEP Report (2015).
/// 4 Umweltbundesamt. Entwicklung und Anwendung von Bewertungsgrundlagen für ressourceneffiziente Software unter Berücksichtigung
bestehender Methodik. https://umweltbundesamt.de/publikationen/entwicklung-anwendung-von-bewertungsgrundlagen-fuer (2018).
/// 5 LineageOS. https://lineageos.org/ (2019).
/// 6 Hilty, L., et al. Kriterienkatalog für nachhaltige Software. https://green-software-engineering.de/kriterienkatalog (2017). }
///<quote>
Es liegt in der Hand
der Software-
entwickler*innen,
nachhaltig
zu programmieren.
///</quote> VERGLEICH DER ÜBERTRAGENEN DATENMENGE (TRAFFIC)
BEI AUSFÜHRUNG EINES
STANDARDNUTZUNGSSZENARIOS ///027
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Titel
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Untertitel
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Autor
- Anja Höfner
- Herausgeber
- Vivian Frick
- Verlag
- oekom verlag
- Ort
- München
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 152
- Schlagwörter
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Kategorien
- Informatik
- Technik