Seite - 29 - in WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
Bild der Seite - 29 -
Text der Seite - 29 -
gen können entweder durch den Heizungsservice oder
automatisiert vorgenommen werden. Ein anderes Bei-
spiel: An der Duschbrause wird ein Temperatur- und
Durchflussmesser angebracht, dessen Display wäh-
rend des Duschens den Wasser- und Energieverbrauch
anzeigt. Kommt das Bild eines Eisbären auf einer
schmelzenden Scholle hinzu, wird den Duschenden
eindringlich die Wirkung ihres Handelns für die Um-
welt vor Augen geführt.4 Eine begleitende Studie zu
dieser Rückmeldefunktion zeigte, dass Nutzer*innen
des Gerätes ‹ihren Warmwasserverbrauch um durch-
schnittlich 20 bis 25 Prozent reduzierten. Dieser Ef-
fekt blieb über den Betrachtungszeitraum von zwei
Monaten stabil›.5 Einfachere Rückmeldefunktionen
sind inzwischen bei vielen Hausgeräten zu finden. So
können beispielsweise Waschmaschinen anzeigen,
wann sie voll beladen sind.
Die Einsicht, wie viel Energie im eigenen Haus-
halt verbraucht wird und wie Energiesparaktivitäten
wirken, ist eine wichtige Voraussetzung, um für
Verhaltens änderungen zu motivieren. Ob Menschen
sich dadurch dauerhaft umweltfreundlicher verhalten,
hängt davon ab, wie der Soll-Ist-Vergleich visualisiert
wird und wie Anwender*innen informiert werden.
Hierzu besteht noch erheblicher Forschungs- und Ent-
wicklungsbedarf.
AM BESTEN: DIE DATEN NUR LOKAL VERARBEITEN
Die Technik kann Menschen entlasten, indem Auf-
gaben (teil)automatisiert und programmiert werden.
Neben dem oben beschriebenen Messen und Feed-
back-Geben ist dies die zweite Stufe, um mit digitaler
Unterstützung ein umweltschonendes Verhalten im
Haushalt zu erleichtern.6 Ein Beispiel sind Thermostat-
ventile, die sich automatisch herunterregeln, wenn
ein Fenster geöffnet wird. Werden Sensoren für die
Raumtemperatur mit smarten Thermostatventilen
vernetzt, kann die Raumtemperatur zeitlich an das
Nutzungsverhalten der Bewohner*innen angepasst
werden. Ein solches Energie management kann in
einer durchschnittlichen Wohnung etwa 2.000 Kilo-
wattstunden Energie für die Raum heizung einsparen.7 Erfahrungen mit der Anwendung aktueller smarter
Technik im Haushalt werden zum Beispiel im Modell-
projekt ‹Die Smart WG› gesammelt und dokumentiert.8
Es reicht für solche Lösungen aus, die Daten lokal
zu verarbeiten, ohne dass zusätzlich Energie für die
Server- und Datenübertragung verbraucht wird. So
behalten die Anwender*innen die Kontrolle über die
erhobenen Daten. Und die Gefahren für die Sicher-
heit des Energiesystems – die bei allen über das
Internet steuerbaren Anwendungen unvermeidlich
sind – werden minimiert.
DER ÖKOLOGISCHE RUCKSACK VERNETZTER
GERÄTE IST SCHWER
Smarte Anwendungen bieten also verschiedene Mög-
lichkeiten, Menschen beim Energiesparen zu unter-
stützen. Die Kehrseite: Sie erhöhen den Energie- und
Ressourcenverbrauch. So kann es bis zu 18 Monate
dauern, bis sich die Produktions
energie von Heizungs-
und Energiemanagementsystemen durch die Energie-
einsparungen im Betrieb amortisiert.9 Noch seltener
wird der Bedarf an Ressourcen für die Produktion
der smarten Geräte thematisiert (mehr dazu im
Beitrag von Groneweg und Reckordt).10, 11 Darüber
hinaus ist die (verkürzte) Nutzungsdauer der Geräte
umwelt relevant: Die Vernetzung birgt das Risiko,
dass eigentlich noch funktionierende Komponenten
ausgetauscht werden müssen. Ist nämlich die Ver-
netzungskomponente defekt oder für eine Software
kein Update mehr verfügbar, wird im Zweifel das ge-
samte Gerät nutzlos.
Durch die permanente Vernetzung der Geräte
und den Einsatz von Sprachsteuerung
nimmt die Datenmenge stetig zu – und damit
der Energieverbrauch. ///029
1
1
1
0
1
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Titel
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Untertitel
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Autor
- Anja Höfner
- Herausgeber
- Vivian Frick
- Verlag
- oekom verlag
- Ort
- München
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 152
- Schlagwörter
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Kategorien
- Informatik
- Technik