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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
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wie Industrie 4.0, die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft oder die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende dürfen nicht abgekoppelt von der Roh- stoffversorgung betrachtet und diskutiert werden.»1 Die Debatte um Rohstoffe für Zukunftstechnolo- gien darf jedoch nicht davon ablenken, dass – bezogen auf die Importmengen – andere Rohstoffe wesent- lich relevanter sind. Allein Eisen und Stahl machen rund 90 Prozent der nach Deutschland importierten Erze, Konzentrate und durch Raffination gewonnenen Produkte aus. Zudem werden Kupfer und Aluminium in großen Mengen von der deutschen Industrie verbraucht, auch für Pro- dukte, die nicht als ‹nach- haltig› und ‹innova tiv› be- zeichnet werden können. Doch mit dem Verweis auf ‹Zukunftstechnologien› bekommen die rohstoff- politischen Forderungen der Industrie einen grünen, smarten Anstrich. Der Industrie geht es um ‹Versorgungssicherheit›: Die Politik soll gewährleisten, dass die Unternehmen an genügend Rohstoffe zu günstigen Preisen kommen. Erst der Zugriff auf die Arbeitskräfte und natürlichen Ressourcen andernorts ermöglicht das auf den Export ausgerichtete Wirtschaftsmodell. Gestützt wird dies durch die Wirtschafts-, Außen- und Handelspolitik der Bundesregierung. Sogar mithilfe von Entwick- lungspolitik können ‹wichtige Rahmenbedingungen für ein investitionsfreundliches Klima geschaffen werden, von dem auch die deutsche Wirtschaft pro- fitieren kann›. So steht es in der Deutschen Rohstoff- strategie aus dem Jahr 2010, an deren Überarbeitung die Bundesregierung gerade arbeitet. Es geht um die Absicherung der imperialen Lebensweise (vergleiche den Beitrag von Vetter & Guenot).2 Statt einer Fortführung der bisherigen, andern- orts zum Teil zerstörerischen Politik bedarf es einer Politik der Rohstoffwende, um der Ausbeutung von Menschen, der Klimakatastrophe und der Umwelt- zerstörung Einhalt zu gebieten. Die Digitalisierung, erneuerbare Energien und Elektromobilität dürfen nicht als Feigenblatt für den steigenden Rohstoffver- brauch dienen. Eine einfache Verschiebung der Res- sourcenbedarfe weg von fossilen und hin zu anderen Rohstoffen löst das Ressourcenproblem nicht. Viel- mehr muss diskutiert werden, in welcher Breite digi- tale Technologien eingesetzt werden können, ohne dass ökologische und soziale Grenzen an anderer Stelle überschritten werden. In diesem Zusammen- hang unterstützen wir die Forderungen von ‹Bits & Bäume› sowie des Arbeitskreises (AK) Rohstoffe: ein nachhaltiges, auf Sekundärrohstoffen basierendes Produktdesign, eine umfassende Kreislaufwirtschaft, Open Source, rohstoffarme Alternativen, Suffizienz und ein stärkerer Fokus auf Ressourcenschonung. Zudem müssen elektronische Produkte einfach zu reparieren sein. Der absolute Rohstoffverbrauch in Ländern wie Deutschland muss sinken, damit weni- ger neue Minen eröffnet und somit ökologische und soziale Risiken minimiert werden. Zudem müssen die Rohstoffe, die wir in Zukunft noch nutzen wollen, unter den bestmöglichen ökologischen und sozialen Bedingungen gewonnen und verarbeitet werden. Die Menschen- und Arbeitsrechte müssen geschützt werden. Unternehmen, die Menschen- und Arbeits- rechte verletzen oder die Umwelt zerstören, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.3, 4 Das muss auch dann gelten, wenn sie entlang der Lieferkette nur indirekt von diesen Bedingungen profitieren. Be- troffene von Rechtsverletzungen müssen gegen die Profiteure dieses Unrechts klagen können, auch in Deutschland. Die Klage eines peruanischen Bauern gegen RWE und die Klage der Familien der Hinter- bliebenen gegen KiK geben Anlass zur Hoffnung auf Veränderung. Die Rohstoffwende muss die globale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen. Denn ähn- lich wie bei der Klimakatastrophe tragen bisher vor allem jene die Kosten, die am wenigsten zu ihrer Ent- stehung beitragen. DIE AUTOR*INNEN /// Merle Groneweg arbeitet bei PowerShift im Bereich Rohstoffpolitik. /// Michael Reckordt arbeitet bei PowerShift als Koordinator des AK Rohstoffe. https://power-shift.de/language/de/ LITERATUR /// 1 Bundesverband der Deutschen Industrie. Rohstoffversorgung 4.0: Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Rohstoffpolitik im Zeichen der Digitalisierung (2017). /// 2 Brand, U,. & Wissen M. Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus (oekom, 2017). /// 3 Forderungen von ‹Bits & Bäume› https://bits-und-baeume.org/forderungen/de (2018). /// 4 AK Rohstoffe. Positionspapier AK Rohstoffe. http://ak-rohstoffe.de/wp-content/uploads/2018/06/forderungspapier_2016.pdf (2016). ///<quote> Die Digitalisierung darf nicht als Feigenblatt für den steigenden Rohstoff- verbrauch dienen. ///</quote> } ///039 1 0 0 1 1 1
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET Digitalisierung nachhaltig gestalten
Titel
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Untertitel
Digitalisierung nachhaltig gestalten
Autor
Anja Höfner
Herausgeber
Vivian Frick
Verlag
oekom verlag
Ort
München
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-SA 3.0
ISBN
978-3-96238-149-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
152
Schlagwörter
Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
Kategorien
Informatik
Technik
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