Seite - 67 - in WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
Bild der Seite - 67 -
Text der Seite - 67 -
serung der Systeme beitragen. Schon heute gibt es
zudem eine Vielzahl von digitalen Plattformen, über
die sich Bürgerforscher*innen am Sammeln von
Umweltdaten beteiligen. In der wissenschaftlichen
Literatur finden sich Hinweise, dass solche Platt-
formen auch helfen, natürliche Phänomene besser
vorherzusagen.11 Digitale Plattformen zum Teilen
und Verarbeiten von Daten könnten zudem für neue
Forschungsansätze und gemeinsame Experimente
von Wissenschaftler*innen genutzt werden.12
Die Weiterentwicklung bisheriger IKT-Lösungen und
digitale Innovationen eröffnen eine Vielzahl neuer
Möglichkeiten zum Erkenntnisgewinn und zur Inter-
aktion zwischen verschiedenen Akteur*innen, durch
die Umweltgovernance partizipativer und transpa-
renter werden könnte. Diesen Chancen stehen jedoch
auch Herausforderungen gegenüber.13, 14
HERAUSFORDERUNGEN
DIGITALER UMWELTGOVERNANCE
Riesige Datenschätze werfen in der Praxis häufig
noch immer eine Vielzahl an Problemen im Bereich
von Datenmanagement und -verarbeitung auf, wie
beispielsweise fehlende Rechenressourcen und die
Integration unterschiedlicher Datenarten. Auch Fra-
gen des Datenschutzes müssen im Vorfeld geklärt
werden. Datensätze enthalten zudem oft Vorurteile
und Tendenzen, den sogenannten Bias.15 Dieser kann
von selbstlernenden Systemen übernommen und
verstärkt werden, also möglicherweise ein verzerrtes
Bild ergeben. Die Verfügbarkeit von mehr und besse-
ren Daten ist auch noch lange kein Garant dafür, dass diese zu nützlicheren Informationen und vor allem
klügeren Entscheidungen in der Umweltgovernance
führen.16
Bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz für die
Umweltgovernance stellen sich im Zusammenhang
mit den zugrunde liegenden Modellen, Trainings-
methoden, Algorithmen und Datensätzen eine Viel-
zahl von Fragen. Welche Werte und Ziele bilden den
Ausgangspunkt, wer war an der Erstellung der Algo-
rithmen beteiligt und wer nicht – oder hat ein Modell
selbstständig gelernt, Entscheidungen zu treffen?
Transparenz über Algorith-
men und Daten könnte demo-
kratische und partizipative
Ansätze für die Regelung
von Umweltbelangen för-
dern. Transparenz ist jedoch
kein Selbstzweck, sondern
braucht ein kritisches und
informiertes Publikum, um
Rechenschaft und Verant-
wortlichkeit von Governance tatsächlich zu stärken.17
Auch können Algorithmen trotz aller Komplexität nur
schwer dazu beitragen, ethische Zielkonflikte aufzu-
lösen.18 Manche Forscher*innen befürchten zudem,
dass eine stärker datengetriebene Umweltgovernance
nicht beabsichtigte negative Konsequenzen haben
könnte, wie beispielsweise die Fokussierung auf ein
immer effizienteres Management natürlicher Res-
sourcen und Gemeinschaftsgüter.19 Diese könnte die
Kommerzialisierung der natürlichen Umwelt voran-
treiben und eine nachhaltige Nutzung und die Be-
///<quote>
Algorithmen
können nur schwer
dazu beitragen,
ethische Ziel-
konflikte
aufzulösen.
///</quote>
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Titel
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Untertitel
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Autor
- Anja Höfner
- Herausgeber
- Vivian Frick
- Verlag
- oekom verlag
- Ort
- München
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 152
- Schlagwörter
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Kategorien
- Informatik
- Technik