Seite - 97 - in WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
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Das FrauenComputerZentrumBerlin e. V. (FCZB) blickt auf eine rei-
che 35-jährige Erfahrungsgeschichte zurück. Sie begann, als in den
1980er-Jahren erstmals PCs in Büros eingeführt wurden. Die damals
stark politisierte Frauen bewegung wollte sich auch zu dieser neuen
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt positionieren. Während manche
eine defensive Haltung einnahmen, entschieden sich die zukünftigen
Gründerinnen des FCZB anders: «Wenn wir das schon ablehnen, müssen
wir es wenigstens qualifiziert ablehnen», war ihr Motto. So reisten sie in
die USA, um sich dort an Colleges speziell für Frauen zu informieren.
Sie kamen begeistert wieder und starteten die erste Fortbildung ‹Keine
Angst vor Computern›. Die Weiter bildung für Berufsrückkehrerinnen
aus Büroberufen wird bis heute bei ständiger Aktualisierung zweimal
jährlich unter dem Namen ‹IT-Know-how für den Wiedereinstieg› an-
geboten. Noch immer ist das grundlegende Ziel des Zentrums, Frauen Zugänge zu digitalisierten Berufsfeldern und
Lebenswelten zu eröffnen. Statt mit unpersönlicher Massenabfertigung wird das in kleinen Kursen mit 10–18 Teil-
nehmerinnen und individuellen Beratungs- und Lernangeboten erreicht. Die Teilnehmerinnen unterstützen sich
gegenseitig und sollen lernen, sich selbst zu helfen. Dr.
Karin Reichel, Geschäftsführerin des FCZB, meint dazu: «Bei
uns gibt es nie ein reines Techniktraining. Das Training ist so angelegt, dass die Frauen lernen, wie Programme aufgebaut
sind, damit sie sich selbstständig Neues erschließen können. Es geht also nicht um punktuelle Informationen, sondern um
nachhaltige Kompetenzentwicklung und Selbstermächtigung.»
Die Adressatinnen und Kurse sind divers. So gibt es eine Fortbildung im Blended-Learning-Format ‹Social
Media, Online-PR und Marketing› für berufstätige Frauen u. a. aus der Gründerinnenszene und Zivilgesellschaft.
Für geflüchtete Frauen in Berlin gibt es das kostenlose Angebot ‹Digital Empowerment›. Hier geht es neben dem
längerfristigen Ziel der Arbeitsmarktintegration auch um grundlegende Ermöglichung gesellschaftlicher Teilhabe.
Die Frauen erweitern ihre Deutschkenntnisse, lernen den Umgang mit Computer und Internet und recherchie-
ren Informationen zu Sprach-, Beratungs- und anderen für sie nützlichen Angeboten rund ums tägliche Leben in
Deutschland. Auch gemeinsam organisierte Exkursionen stehen auf dem Programm, um das Gemeinschaftsgefühl
und die Selbstständigkeit der Teilnehmerinnen in der für sie neuen Stadt zu stärken.
Im Gegensatz zu anderen Lernräumen hat das FCZB eine klar gesellschaftspolitische, feministische Ausrichtung:
Die Frauen wollen, dass bei der Digitalisierungsdebatte alle mitmischen, nicht nur weiße, junge Männer mit hohem
Bildungsniveau. Und wie schon zu den Anfangszeiten des Zentrums in den 1980er-Jahren sind sie davon über-
zeugt, dass es darum geht, jetzt auf breiter Basis (technische) Kompetenzen für die digitalisierte Welt zu ent wickeln.
Dr. Karin Reichel sendet daher auch einen Appell an die Politik: «Es wird zwar darüber geredet, dass wir alle mitneh-
men müssen. Aber wie wir das machen, bleibt häufig auf der Strecke. In unserer täglichen Arbeit merken wir, das ist ein
mühsames Geschäft. Daher wünsche ich mir, dass mehr Mittel für die Weiterbildung erwachsener Frauen zur Verfügung
gestellt werden. Damit könnte ein stärkerer feministisch-emanzipatorischer Impuls in die gesellschaftliche Digitalisie-
rungsdebatte gegeben und den Stimmen der weiblichen Hälfte der Bevölkerung ein größeres Gewicht verliehen werden.»
Dazu will sich das FCZB z. B. mit anderen Akteur*innen in einem feministischen Netzwerk ‹Frauen und digitale
Bildung› #FemHubBerlin vernetzen.
PORTRÄT
FCZB
› Autorin: Katja George
///<summary>
Initiative:
FrauenComputerZentrumBerlin e. V.
Personen: 28
Start/Dauer: seit 1984
Ziel: Frauen zum digitalen
Selbstlernen ermächtigen
Strategie: Kursangebote
mit wenigen Teilnehmerinnen
für spezifische Zielgruppen
Web: fczb.de
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Closing the Digital Gender Gap 097
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Titel
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Untertitel
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Autor
- Anja Höfner
- Herausgeber
- Vivian Frick
- Verlag
- oekom verlag
- Ort
- München
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 152
- Schlagwörter
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Kategorien
- Informatik
- Technik