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*H2 22 (= H2 37) – *H2 23 (= H2 38) Anhang
in die Hand genoṈen als sonst, zarter, milder,
so,
als wären sie zerbrechlich leichter verletzlich,
als könnte man ihnen leids anthun, weṉ
man sie sozu hart anfasste . . . als könnten ihre
duftenden stillen Seelen leise zu wiṈern
anfangen – Und wie sie jetzt vor mir auf dem
Schreibtisch s[?]stehen, in dem schlanken Glas, das
ich für sie hergerichtet, da ist mir, als neigten
sich die Blüthen in traurigem Dank. Nur jetzt,
während ich es hinschreibe, koṈe ich drauf, dass
das eigentlich alles mehr oder minder schöne
uralte Metaphern
mehr oder minder abgebrauchte Vergleiche
sind, die sich bei solchen Gelegenheiten aufdrängen,
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weil man sie früher einmal erfunden oder gelesen hat –
aber erst in derm Streben, den Ausdruck zu finden,
hat sich die Notwendigkeit des Vergleichens ergeben.
Weṉ ich meineich ruhig gehen lasse, weṉ ich mich
vor mir selber nicht schäme, weṉ ich einfach
sentimental bin, so lächerlich sentimental, wie
mich nun einmal meine Erlebnisse gemacht hab –
da duftet mir aus den Blumen ganz lebendig,
persönlich beinahe ein sehnsüchtiges das ganze
duftet mir aus ihnen
Weh einer nutzlosen Sehnsucht entgegen, und ich
möchte fast glauben, dass sie mir was erzählen
könnten, weṉ wir nur die Sprache von all dem
alles lebendigen, nicht nur alles redenden verstünden
verstünden, was Leben isthat, und dem wir
kein Bewußtsein zuerkeṉen, weil wir es
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Blumen
Historisch-kritische Ausgabe
- Titel
- Blumen
- Untertitel
- Historisch-kritische Ausgabe
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Herausgeber
- Isabella Schwentner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-056332-0
- Abmessungen
- 21.0 x 28.2 cm
- Seiten
- 284
- Kategorien
- Weiteres Belletristik