Seite - 32 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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82 K. Fritsch.
und in Stammscheiben. Eine stattliche Anzahl von Präparatengläsern ver-
schiedenen Formates zeigt als morphologische Sammlung sowohl ganze
Pflanzen, als auch einzelne Pflanzentheile— unter diesen vielerlei Baumzweige
— theils in Formol, theils in Weingeist oder in concentrierter Kochsalzlösung
aufbewahrt. Die wichtigsten land- und forstwirtschaftlichen Früchte und
Sämereien sind gleichfalls zur Aufstellung gelangt, im Vereine mit einer
Aehrensammlung. Eine besondere Abtheilung ist der Sammlung von Coni-
ferenzapfen, eine andere allerlei „forstbotanischen" Objecten verschie-
denster Art gewidmet. In dem entsprechend untergebrachten Herbarium ist
die Phanerogamenflora, namentlich der diesseitigen Reichshälfte, ziemlich voll-
ständig vertreten, auch hinsichtlich der land- und forstwirtschaftlichen Cultur-
pflanzen. Auch zur Morphologie unserer Holzgewächse ist in dieser Form reich-
liches Material vorhanden. Eine stattliche Anzahl der schönen Brendel'schen
Modelle von Blüten, Blütenständen und Typen des GefässbündelVerlaufes
bietet nicht nur gefällige Schauobjecte, sondern auch wertvolle Lehrbehelfe.
Eine wesentliche Ergänzung der Einrichtung der botanischen Lehrkanzel
an der Hochschule für Bodencultur bildet ein kleiner, an das Hochschul-
gebäude sich anschliessender botanischer Garten mit rund 2400w" Anbau-
fläche. Neun ansehnliche Parcellen tragen das Arboretum, der Rest dient
zur Cultur landwirtschaftlicher Nutzpflanzen oder morphologisch oder biologisch
interessanter Freilandgewächse. Ein Glashaus mit drei Abtheilungen, deren
mittlere als „Warmhaus" dient, bietet Gelegenheit zur Anzucht empfindlicherer
wissenschaftlich oder praktisch bemerkenswerter Pflanzen, sowie zu physio-
logischen Versuchen.
Botanische Abtheilung des naturhistorischen Hofmuseums.^) Das „bota-
nische Hofcabinet", wie dieses Institut vor dessen Einzug in das neue Ge-
bäude des naturhistorischen Hofmuseum genannt wurde, befand sich, wie
bereits anlässlich der Besprechung des botanischen Museums der Universität
bemerkt wurde, von 1845 an mit letzterem zusammen im botanischen Garten
am Rennweg.^) Es unterstand damals der Leitung E. Fenzls, der von 1849
an auch Director des botanischen Gartens war, so dass durch drei Jahrzehnte
— bis zum Rücktritte Fenzls im Jahre 1878 — beide Institute gemeinsam
verwaltet wurden. Von 1879 an stand das botanische Hofcabinet unter der
Leitung H. Reichardts, der auch im Jahre 1884 die Uebersiedlung desselben
in das neue naturhistorische Hofmuseum am Burgring und die Neuaufstellung
der Sammlungen daselbst durchführte. Aber schon im Jahre 1885 schied
Reichardt plötzlich aus dem Leben; an seine Stelle trat G.V.Beck, der
nun bis zum Jahre 1899 die botanische Abtheilung des naturhistorischen Hof-
museums leitete. Seit dessen Berufung an die Universität in Prag ist A.
Zahlbruckner Vorstand der botanischen Abtheilung.
1) Vgl. G. V. Beck, Geschichte des Wiener Herbariums (der botanischen Abtheilnng des
k. k. naturhistorischen Hofiuuseums in Wien). Botan. Centralbl. XXXIII und XXXIV (1888).
Femer: G. v.Beck und A. Zahlbruckner, Die botanische Abtheilung des k. k. naturhistorischen
Hofmuseums (früher k. k. botanisches Hofcabinet). Wien (C. Gerolds Sohn) 1894. (Aus demWerke:
„Die botanischen Anstalten Wiens".)
2> Vorher befand sich die seit 1807 bestehende botanische Sammhing des Hofes im Hof-
Naturaliencabinete auf dem Josefsplatz in der inneren Stadt AVien.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie