Seite - 38 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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38 K. Fritsch.
Züchtern, Ertheilung von Rath und Belehrung an landwirtschaftliche Inter-
essenten, dann fachliche Information für das Ackerbauministerium und für
andere Behörden nach den vom genannten Ministerium zu gebenden allge-
meinen Directiven.
Die Versuchsthätigkeit der Anstalt erstreckt sich auf Laboratoriums-
versuche und auf Anbauversuche im Freien. Unter den ersteren seien hier
nur die Feststellung der Artenunterschiede bei Grassamen, Keimungsdauer der
Kleesamen, Hygroskopicität der Rübensamen als botanisch interessant her-
vorgehoben. Die Anbauversuche werden zum Theile auf fremden Grund-
stücken (Anlegung von „Musterfeldern"), zum Theile auf den zur Anstalt
gehörigen Versuchsfeldern durchgeführt. Solche Versuchsfelder befinden sich
bei Melk und Siebenbrunn in Niederösterreich, auf der Hinteren Spitzalpe im
Höllengebirge (Oberösterreich), bei Aussee in Steiermark, auf der Grundalpe
bei Millstatt (Kärnten) und auf der Schauraalpe bei Tirol. Das bedeutendste
dieser Versuchsfelder, jenes auf der Vorderen Sandlingalpe bei Aussee, wird
unter „Steiermark" noch besprochen werden.
Von der regen Thätigkeit in der Samen-Controlstation geben zahlreiche
Publicationen Zeugnis, die heute schon die Zahl 200 überschritten haben.
Unter diesen befinden sich nicht wenige, die auch von botanischem Stand-
punkt Interesse haben; der Verfasser der meisten ist Th. v. Weinzierl.
Gartenbau-Gesellschaft.^) Auch die Geschichte dieser Gesellschaft kann
wegen ihres engen Zusammenhanges mit der Botanik hier nicht übergangen
werden. Gegründet im Jahre 1827, blühte sie unter ihrem ersten Leiter,
K. V. Hügel, rasch auf, um nach dessen Ausscheiden im Jahre 1848 noch
rascher an Bedeutung zu verlieren. Von da ab stand Graf v. Beroldingen
an der Spitze der Gesellschaft, deren Culturen sich damals in den sogenannten
„Kaisergarten" im III. Bezirke Wiens befanden. Im Jahre 1858 wurde jedoch
die Area dieses Gartens zum Baue des heute noch dort bestehenden ,.Rudolf-
Spitales" gewidmet und dadurch der Gartenbau-Gesellschaft entzogen. Die-
selbe übersiedelte infolge dessen 1859 in den fürstlich Liechtenstein'sehen
Garten im IX. Bezirke.
Nach dem Tode des Grafen Beroldingen (1861) wurde Graf F. v.
Harrach zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. In demselben Jahre
wurde der Gesellschaft von Seite des kaiserlichen Hofes jene Area an der
Ringstrasse zugewiesen, auf welcher sich noch heute das Gebäude („Blumen-
säle") und der Garten derselben befindet. Damit war die Möglichkeit zu
neuerlicher Entwicklung der vorher arg bedrängten Gesellschaft gegeben. Im
Winter 1864/65 bezog die Gesellschaft ihr neues Heim.
Graf Harrach hatte schon 1862 auf die Präsidentenwürde verzichtet,
und seitdem leitete E. Fenzl die Geschäfte der Gesellschaft, bis 1867 C.
Freih. v. Suttner zum Präsidenten gewählt wurde. In das Jahr 1868 fällt
die Gründung der Wiener Gärtnerschule, welche auch heute noch (inzwi-
schen erheblich erweitert) in Verbindung mit der Gartenbau-Gesellschaft be-
1) Vgl. „Darstellung des Entstehens und Wirkens der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in
Wien". Wien 1864.— Ferner: G. Schirnhofer, Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien und
ihre Leistungen in den Jahren 1864—1877. Wien 1877.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie