Seite - 50 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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50 K. Fritsch.
als Forstadministrativ- und Forstindustrieschule. Bald nachher wurden die
forstlichen Sammlungen der Akademie bedeutend erweitert und ausgestaltet.
Es begann die kurze Glanzzeit der Forstakademie, in welcher auch hervor-
ragende Botaniker, wie J. Wiesner und J. Böhm, dort lehrten. Aber
schon im Jahre lö75 wurde die Forstakademie aufgehoben, beziehungsweise
mit der schon 1872 gegründeten Hochschule für Bodencultur in Wien
vereinigt.
Forstliche Versuchsanstalt in Mariabrunn.^) In demselben Gebäude,
in welchem früher die eben besprochene Forstakademie untergebracht war,
befindet sich seit 1887 die forstliche Versuchsanstalt. Dieselbe hatte übrigens
schon bedeutend früher (seit 1874) in Wien bestanden; ihr Leiter war zuerst
A. Freih. v. Seckendorff, dann nach dessen Tode (1886) L. Dimitz. Ihrem
Zwecke entsprechende Räumlichkeiten und Versuchsgärten in genügendem
Ausmasse erhielt die Anstalt erst durch ihre Uebersiedlung nach Mariabrunn.
Bald nach der Verlegung der Anstalt wurde Dimitz in das Ackerbaumini-
sterium berufen; ihm folgte 1889 J. Friedrich.
Die Arbeiten der forstlichen Versuchsanstalt zerfallen in eine forstwirt-
schaftliche und in eine naturwissenschaftliche Gruppe. Zur ersteren gehören
alle Versuche und Untersuchungen über natürliche und künstliche Waldver-
jüngung, über den Einfluss von Durchforstungen und Lichtungen auf Zuwachs,
Form und Masse von Bäumen und Beständen, über Boden- und Aststreuge-
winnung, über die verschiedenen Methoden der Massen- und Zuwachsermitte-
lung, über Fällung und Bringung u. m. a. Die Untersuchungen der natur-
wissenschaftlichen Richtung sind vornehmlich berufen, die rein forsttechnischen
Massnahmen der Wirtschaft auf richtige Wege zu lenken, was sie deshalb
vermögen, weil jede richtige waldbauliche Massregel den Anforderungen der
Naturgesetze entsprechen muss. Die naturwissenschaftlichen Forschungs-
arbeiten, zu welchen auch das Gebiet der Pflanzen- und Baumkrankheiten,
sowie die Forstentomologie gehören, sind pflanzenphysiologischen und pflanzen-
anatomischen Inhaltes, sie verfolgen bodenphysikalische und bodenchemische
Fragen, ferner solche der Meteorologie. Das ganze Leben des Baumes, vom
Samenkorn bis zur Hiebreife bietet eine so lange Reihe forstpraktisch wich-
tiger wissenschaftlicher Probleme, dass der Stoff zur Forschung — schon
von forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten allein — unerschöpflich erscheint.
Auch die Versuchsarbeiten der Forstbetriebsgruppe, welche gegenwärtig von
Schiffel und K. Böhmerle besorgt werden, spielen übrigens vielfach in
das Gebiet der Botanik herein, so z. B. die Untersuchungen über Schaftform,
über Gang und Grösse des Baumzuwachses u. m. a.
Schon Ende der Achtzigerjahre wurde von dem Mitgliede der Versuchs-
anstalt A. Cieslar der Frage über die Bedeutung der Samenprovenienz im
forstlichen Haushalte das Augenmerk zugewendet. Dieses Thema der „forst-
lichen Zuchtwahl" ergab nach wenigen Jahren der Forschung bereits so be-
merkenswerte Gesichtspunkte, dass die Versuchsanstalt, um den Fragencomplex
1) Vgl. den Artikel: „Zum fünfundzwanzigjährigen Bestände der k. k. forstlichen Ver-
suchsanstalt". Centralblatt für das gesammte Forstwesen 1899, Heft 8 und 9.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie