Seite - 347 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der.Zoologie. 347
Gruppe der Miisearien. Er bewog- seinen Freund Julius Edlen v. Bergen-
stamm, der früher mehrere biologische Arbeiten veröffentlichte, mit ihm auf
Grund seiner reichen Sammlung und der des kais. Museums die schwierige
Gruppe der Tachininen und Dexinen zu bearbeiten. Diese Arbeit fand in
vier Theilen ihren Abschluss. Während Bergenstamm bald nachher vom
Tode ereilt wurde*), setzte Brauer dieselbe noch mit vier Nachträgen fort.
Auch diese Arbeiten fanden besonders wegen der zahlreichen mit der Camera
gezeichneten Abbildungen eine günstige Aufnahme.
Freilich glaubten manche, man müsse mit diesen Arbeiten auch gleich
jede Species bestimmen können, als ob das bei irgend einer anderen entomo-
logischen Arbeit jemals der Fall gewesen wäre.
Es ist nicht die Aufgabe dieses Berichtes, alle Arbeiten des Verfassers
aufzuzählen. Die Mehrzahl sind in den Schriften der ZBG. und in den DWA.
und SWA. vom Jahre 1850—1900 erschienen.
Es muss als ein sehr trauriges Geschick angesehen werden, dass zwei
der besten Schüler des Referenten: Dr. Ed. Becher und Dr. Adam Hand-
lirsch, so früh diese Welt verlassen mussten. Bechers Arbeiten über die
Mundtheile und den Kopfbau der Dipteren und Ad. Handlirsch's Entdeckung
der bisher ganz unbekannten Verwandlung- der Nemestriniden (Hirnioneura)
und der Hypoderma lineata haben beiden ein bleibendes Andenken gesichert.
Als Schüler Prof. Brauers bemühte sich Ernst Marno, das erwähnte
neue Dipterensystem auf Grundlage der Larven durch erneuerte Untersuchung
zu stutzen. (Siehe den Bericht über Anatomie 1869.)
Ebenfalls ein Schüler Brauers, Herr Dr. Anton König, lieferte eine
wichtige Arbeit über die neugeborene Larve von Acroceriden (Ogcodesp).
Der bedeutendste Kenner und Erforscher der einheimischen Dipteren
war nächst Schiner Jos. Mik (Professor am akad. Gymn., Schulrath), der
von 1863—1900 wirkte und leider mitten in voller Schaffenskraft, am 13. Octo-
ber 1900, einem höheren Rathschlusse folgen musste.
Seine Arbeiten zeichnen sich alle durch strenge Exactheit aus und ent-
halten zahlreiche Thatsacheu und wichtige Grundlagen für spätere Forscher.
Seine vielen kritischen Bemerkungen müssen genau studiert werden und
können nicht als ephemere vergängliche Ansichten leicht übergangen werden
mögen sie manchem nicht nach Wunsch gewesen sein, so spricht das nur
für die Wahrheitsliebe Miks. Er hat manchen Dilettanten, der im Eigen-
dünkel sich einbildete, etwas Ordnung unter den Dipteren geschaffen zu
haben, auf die richtigen Wege geleitet.
Nicht allein neue Gattungen und Arten beschrieben zu haben, ist das
Verdienst Miks, sondern viele seiner Arbeiten behandeln die Lebensweise
und Verwandlung von Dipteren aller Familien (Cecidomyiden, Limnobiinen,
Culicinen, Leptiden, Empiden, Dolichopoden und Muscarien, besonders Aka-
lypteren, und überdies die Morphologie und Terminologie. Die Lehre von der
Borstenstellung wurde 1873, lange bevor ein anderer den gelehrten Namen
\) Seine grosse Sauimhing verumchte Bergenstamm dem k. k. natiirhistorischen Hof-
museiim. — '-) ZBG. 1894.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie