Seite - 409 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der Zoologie. 409
Natterer, der damals Gustos am k. k. Hofnaturaliencabinete war, zusammen, und dieser
veranlasste ihn, nach Wien zu übersiedeln, um sich in der Kunst des Präparierens
weiter auszubilden und durch diese seinen Unterhalt zu sichern.
Seine erste naturwissenschaftliche Reise unternahm Heekel im Jahre
1819 nach den fischreichen Küsten Siciliens und brachte eine grosse ichthyo-
logische Sammlung zustande, die von dem Museum angekauft wurde. Noch
derzeit befinden sich Exemplare dieser Sammlung, wohl präpariert und kunst-
voll, der Natur entsprechend, übermalt, im Hofmuseum.
Bald darauf (1820) übernahm Heekel an dieser Anstalt die Stelle eines
Präparators, und erst im Jahre 1832 erhielt er eine fixe Anstellung als Auf-
sehersassistent. Während dieser Zeit bildete sich der von Natur aus genial
veranlagte Mann selbständig zu einem schulgerechten Naturforscher aus. Mit
eisernem Fleisse suchte er, begünstigt von einem staunenswerten Gedächtnis
und seltenen Sprachentalente, die Lücken seiner Erziehung auszufüllen und
wendete sich mit besonderer Vorliebe dem Studium der Fische zu, das bisher
in Oesterreich nur wenig gepflegt worden war. Im Jahre 1835 übernahm er
die Verwaltung der ichthyologischen Sammlung des Hofmuseums, die unter
seiner tüchtigen Führung aus bescheidensten Anfängen sich zu einer Sammlung
ersten Ranges entwickelte, den sie noch derzeit einnimmt. Bald trat er in
innige Beziehung und Correspondenz mit den gelehrtesten Ichthyologen seiner
Zeit, wie Cuvier, Valenciennes, L. Agassiz, Bonaparte, J. Müller,
Henle, Kaup, Troschel etc., ganz abgesehen von dem freundschaftlichen
Verkehre, den er mit den leitenden Persönlichkeiten des Wiener Museums und
den Professoren der Wiener Hochschule pflog.
Die erste bemerkenswerte ichthyologische Arbeit Heckeis erschien im
Jahre 1836 über Scaphirhynchus, eine neue Fischgattung aus der Ordnung der
Chondropterygier mit freien Kiemen (Nr. 7) und gemeinschaftlich mit
Fitzinger eine zweite, umfassendere Monographie über die Gattung Äcipenser
(Nr. 8), die schon einige Jahre früher fast vollendet war, aber wegen gleich-
zeitiger Bearbeitung derselben Gattung durch Brandt-Ratzeburg für die
„Medicinische Zoologie" zurückgelegt worden war.
Schon aus einer oberflächlichen Vergleichung dieser monographischen
Darstellung der Gattung Äcipenser mit jener über Scaphirhynclms ergibt sich
zweifellos, dass der Löwenantheil an erstgenannter Arbeit Heekel zuzu-
weisen ist.
Noch im selben Jahre publicierte Heckel eine dritte Abhandlung (Nr. 8)
„lieber einige neue oder nicht gehörig unterschiedene Cyprinen, nebst einer
systematischen Darstellung der europäischen Gattungen dieser Gruppe".
Er beschrieb in derselben zum erstenmale eine im Xeusiedlersee vorkommende Ab-
art des gemeinen Karpfens als Cyprinus hungaricus und einen Bastard von Cyprinus carpio
und Carassius vulgaris als Carpio Kollari, somit als besondere Arten, an welcher (irrigen)
Ansicht er wohl nur wegen Mangel genügenden Vergleichsmateriales bis zu seinem Tode
festhielt.
Diese Abhandlung ist zugleich die erste einer langen Reihe von Publi-
cationen und Mittheilungen über die Süsswasserfische der österreichischen
Monarchie (Nr. 10, 20, 23, 24, 25, 26, 27, 46, 47, 48, 49, 50, 52), die in dem erst
nach Heckeis Tode erschienenen, in Gemeinschaft mit Prof. Kner heraus-
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie