Seite - 424 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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424 Fr. Steindachner.
Über deren Lebensweise, volksthümliche Benennung, sowie über die Fisch-
regionen geben.
Nachdem Prof. Dr. Bened. Dybowski durch seine Berufung an die kais.
Universität zu Lemberg im Jahre 1884 in den österreicliischen Staatsverband
eingetreten ist und überdies mehrere aus früherer Zeit stammende ichthyo-
logische Arbeiten in den Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesell-
schaft in Wien erschienen sind, glaube ich an dieser Stelle seiner Thätigkeit
auf dem Gebiete der Ichthyologie gedenken zu sollen.
Dr. B. Dybowski, geboren zu Minsk in Polnisch-Litthauen im Jahre
1835, studierte in Dorpat Zoologie und Anatomie unter Staatsrath Dr. Ed.
Grube und Dr. Ernst Reissner. Als Inauguraldissertation publicierte er eine
sehr geschätzte, ausführliche Monographie der Cyprinoiden Livlands, die ganz
im Geiste von Heekel und Kners Werke über die Süsswasserfische der
österreichischen Monarchie abgefasst ist.
In den Jahren 1864—1883 bereiste Dr. Dybowski Sibirien, das öst-
liche Daurien, das üsurigebiet und Kamtschatka, hielt sich insbesondere längere
Zeit am Baicalsee auf und publicierte über die Fischfauna dieser weiten
Länderstriche vier Abhandlungen in den Schriften der ZBG. (Nr. 284—287).
Im Onon- und Ingodasystem mit Einschluss der Seen der westlichen Abhänge des
Apfelgebirges fand Dybowski 35 Fischarten vor, von denen 7 mit jenen Mitteleuropas
identisch sind, nämlich der Barsch, die Aalrute, der Karpf, die Karausche, der Bitterling,
der Hecht und der Schlammbeisser. Während einer dreimonatlichen Eeise am Amur und
dessen Nebenflusse, dem üssuri, nebst Sungatschi, sowie dem Chankasee beobachtete und
sammelte er 23 Arten, von denen 14 neu für die Wissenschaft waren, darunter der Ver-
treter einer neuen Percoidengattung, Ädenolepis, sowie 4 Cyprinoiden, deren jede die
Creirung einer besonderen Gattung veranlasste (Gobiosoma, Megalohrama, Plagiognathus
und Barbodon Dyb.). Aus dem Baicalwassersysteme sammelte endlich Dybowski
28 Arten, unter diesen eine neue Acerina-Art aus dem Angaraflusse und 6 noch unbe-
schriebene Cottus-Arten aus dem Baicalsee und theilweise auch aus den Flüssen Angara,
Irkut, Sielenga. Comephorus baicalensis kommt nach Dybowski im Baicalsee nur in
Tiefen von 700 Metern vor und bringen daselbst ihre ganze Jugendzeit bis zur völligen
Geschlechtsreife zu.
Nachdem im Vorangehenden jene Autoren namhaft gemacht wurden,
deren wissenschaftliche Thätigkeit sich mehr oder minder über das gesammte
Gebiet der Ichthyologie ausdehnte, sollen in dem folgenden zweiten Theile
jene Naturforscher angeführt werden, die nur einzelne Länder oder Wasser-
gebiete unserer Monarchie in faunistischer Beziehung in den Bereich ihrer
Untersuchungen zogen, wobei es sich nicht vermeiden lässt, einige Arbeiten
der im ersten Theile erwähnten Ichthyologen neuerdings izu erwähnen, falls
sie hauptsächlich faunistischen Charakter an sich tragen.
In erster Linie sind daher nuerdings Heckel und Kner zu erwähnen,
deren grosses Werk „Die Süsswasserfische der österreichischen Monarchie"
die Faunen sämmtlicher Stromgebiete unserer Monarchie berücksichtigt und
zugleich mit v. Siebolds Werke „Die Süsswasserfische Mitteleuropas" die
Grundlage und Quelle aller Publicationen über die Fischfauna einzelner
Ländergebiete Oesterreichs bildet, da erst durch diese Werke die heillose
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie