Seite - 446 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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446 Fr. Siebenrock.
beginnt mit den Vorarbeiten zu demselben. Er tlieilt die Giftschlangen
systematisch ein, beschreibt sie kurz und stellt neue Arten auf. Jan theilt
die Giftschlagen, Toxicodonta, in drei Divisionen ein, und zwar in: 1. Protero-
glypha, 2. Serpents de mer und 3. Serpents venimeux. Die erste Division zerfällt
nach der Beschaffenheit der Oberkieferzähne in zwei Subdivisionen mit
14 Gattungen: Microsoma, Folemon, Elaps mit 13 neuen Arten, Sepedon,
Cmistis, Atradaspis, Dendraspis, Furina, Pseudoelaps , Alecto, Bmigarus,
Trimeresurus, Naja und Cyrtophis. Die zweite Division enthält die Gattungen
Platurus, Aipysurus, Bisteira, Acalyptus, Astrotia und Hijdrophü. Die dritte
Division umfasst die eigentlichen Giftschlangen, die wieder nach dem Mangel
oder nach der Anwesenheit der Nasengrube in zwei Gruppen getheilt werden.
Zu den ersteren gehören die Gattungen AcanthopMs und Vipera mit einer neuen
Art, zu den letzteren Crotalus und Trigonocephalus mit je einer neuen Art.
Jan hatte nicht die Genugthuung. sein grosses Schlangenwerk selbst zu
beenden, sondern dies geschah nach seinem früher erfolgten Tode von Sor-
delli. Zur Beurtheiluug seines wissenschaftlichen Wertes führe ich Bött-
gers Aeusserung beim Erscheinen der letzten Lieferung im „Archiv für Natur-
geschichte •
, 49. Jahrg., 2. Bd., S. 527 an: „Mit der Schlusslieferung ist endlich
dieses prachtvolle Tafelwerk, das stets eine Zierde und ein unentbehrliches
Hilfsmittel der herpetologischen Literatur bilden wird, abgeschlossen."
Obwohl dieses Werk zu einer Zeit veröffentlicht wurde, in der Jan nicht
mehr österreichischer Gelehrter war, so glaubte ich dennoch davon Erwäh-
nung thun zu müssen, weil der Autor auch das Schlangenmateriale unseres
Museums dazu benützte.
In den darauffolgenden Jahren, also nach 1861 befasste man sich nicht
mehr ausschliesslich mit der Faunistik unserer Kronländer, sondern die reiche
Ausbeute der österreichischen ,.Novara"-Expedition und die Sammlungen von
einigen Forschungsreisenden boten Gelegenheit, auch Beiträge zur Kenntnis
der aussereuropäischen Herpetologie zu liefern. Dies geschah in erster Linie
durch Dr. Franz Steindaebner, dem jetzigen Intendanten des naturhistori-
schen Hofmuseums in Wien, geb. 1834 daselbst, welcher 1861 nach erfolgter
Pensionierung Fitzingers die Verwaltung der stark vernachlässigt gewesenen
herpetologischen Sammlung im Hof-Naturaliencabinete übernahm, nachdem ihm
schon einige Monate früher die Verwaltung der ichthyologischen Sammlung
übergeben wurde.
Steindachner entfaltete schon in den ersten Jahren seiner wissen-
schaftlichen Laufbahn eine rege Thätigkeit und veröffentlichte eine Reihe von
Abhandlungen sowohl faunistischen als auch systematischen Inhaltes. Obwohl
sich Steindachner vorzüglich mit dem Studium der Ichthyologie befasste
und darüber zahllose Abhandlungen publicierte, widmete er sich dennoch auch
mit grosser Liebe und Hingebung der Herpetologie. Seiner unermüdlichen
Thätigkeit und Opferwilligkeit verdankt das jetzige naturhistorischeHofmuseum
eine herpetologische Sammlung, die nur von ganz wenigen Museen Europas
übertroffen werden dürfte. Steindachner, der selbst grosse Reisen nach
Afrika, Kleinasien, nach Nord- und Südamerika unternommen hatte, verstand
es, auch mit anderen Forschungsreisenden in Verkehr zu treten, deren Samm-
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie