Seite - 499 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der Zoologie. 499
bewegenden Fragen hin gerichteter Geist. Daher sehen wir auch Oskar
Schmidt vielfach mit pliilosophischen Fragen beschäftigt. Kei dem Erscheinen
von Darwins Werk über die Entstehung der Arten erklärte sich Oskar
Schmidt sehr lebhaft für die descendenztheoretische Auffassung und die von
Darwin begründete Lehre und war der erste zoologische Vertreter dieser
Richtung in Oesterreich. Oskar Schmidt schrieb auch ein kurzgefasstes
Büchelchen „Desceudenzichre und Darwinismus", welches 1873 schon während
Schmidts Thätigkeit in Strassburg erschien. Endlich ist noch Schmidts
„Handbuch der vergleichenden Anatomie" zu nennen, welches acht Auflagen
erlebte, von denen die vierte bis sechste während Schmidts Wirksamkeit in
Oesterreich erschienen sind.
An dieser Stelle soll auch Gustav Jaeger (geb. 1832 zu Burg in Württem-
berg) genannt werden, der sich 1851) als Privatdocent an der Universität in
Wien habilitierte, im Jahre 1866 sodann nach Stuttgart gieng und später an das
Polytechnicum daselbst berufen wurde. Von den während seines Aufenthaltes in
Wien publicierten Schriften führe ich an: ..Das Os humeroscapulare der Vögel,
vergleichend-anatomisch untersucht" (1857), „lieber Symmetrie und Regularität
als Eintheilungspriucipien des Thierreiches" (1857), ..Das Wirbelkörpergelenk
der Vögel-' (1858), .,Ueber das spontane Zerfallen der Süsswasserpolypen
nebst einigen Bemerkungen über Generationswechsel" (1860). Endlich fallt
die Ausgabe der ersten Lieferung der bekannten „Zoologischen Briefe"
Jaegers in die Zeit seiner Wirksamkeit in Oesterreich, in das Jahr 1864,
während der Abschluss dieses Buches erst 1876 erfolgte.
In der Folgezeit, zu Anfang der Siebzigerjahre erscheinen zwei für die
Weiterentwicklung der Zoologie in Oesterreich hervorragend wirkende Persön-
lichkeiten, welche auch grosse Schule machten, so dass mit 1872 und 1873
der Beginn eines neuen Zeitabschnittes für die Entwicklung dieses Faches in
Oesterreich gesetzt werden kann.
Nach dem Abgange von Oskar Schmidt nach Strassburg im Jahre 1872
wurde Franz Eilhard Schulze zu Ostern 1873 aus Rostock nach Graz be-
rufen und in Wien die durch das Ableben Kners freigewordene Lehrkanzel
nach mehrjähriger Vacanz im Herbste 1873 durch die Berufung von Karl
Claus aus Göttingen besetzt. Diese Berufungen vollzogen sich unter dem
Einflüsse des grossen Aufschwunges, den die Zoologie im Auslande unter der
Einwirkung des Darwin'sehen Werkes ..Ueber die Entstehung der Arten
durch natürliche Zuchtwahl" genommen hat, und der sich nun auch in Oester-
reich geltend machte.
Franz Eilhard Schulze (geb. 1840 zu Eldena bei Greifswald), derzeit
Professor der Zoologie an der Universität in Berlin, ist ein Schüler des Zoo-
tomen H. StanniUS und des vergleichenden Anatomen K. Bergmann in
Rostock, sowie des Histologen Max Schnitze in Bonn. Durch letzteren in
die mikroskopische Forschung eingeführt, hat Schulze vornehmlich diese
Richtung weitergepflegt und nach Oesterreich verpflanzt. Wohlvertraut mit
den sich immer mehr ausbildenden Methoden histologischer Untersuchung,
wendete Fr. Eilh. Schulze dieselben zur Erforschung des feineren Baues der
Thiere mit der ihm eigenen Sorgfalt und mit grossem Erfolge an. Während
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Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie