Seite - 47 - in Bühne und Kostüme
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komposition besteht. An den räumen für verschiedene zwecke,
wie billardzimmer, Theaterküche usw. und an der hauptstiege
vorbei führt das vestibül axial zum Theaterraum, in welchen man
durch zwei symmetrische Türen gelangt und der sich, beidseitig
von Zugängen umfasst, U-förmig zur Bühne öffnet, beschreibt
Fritz Tumlirz das Gebäude. eine dreiarmige haupttreppe sowie
zwei halbkreisförmige Aufgänge führen in den ersten Stock, in
dessen Mitte sich der Redoutensaal befindet, den man durch
mehrere vorräume von der hauptstiege und den Loggien aus
betritt.
Durch den Schnitt lässt sich erkennen, dass hueber sich einer
modernen Strömung der Theatergestaltung anschloss und vom
barocken landschaftlichen Theater mit seiner etwas schrägen
Perspektive zur Guckkastenbühne mit rationellem blickfeld klas-
sizistischer Prägung überging. Des weiteren betonte er die Tren-
nung von Publikum und bühne durch den orchesterraum.
So schreibt Fritz Tumlirz, auch bei der Anlage der Logen gehe
huebers Tendenz dahin, dass „der beste Platz der sei, wo man
am besten sieht“ und nicht der „wo man am besten gesehen
wird“. mit diesem Gedanken war er seiner zeit voraus und lös-
te dadurch nach der Theatereröffnung einen „Theaterstreik“ in
Adelskreisen aus, weil man dem bürgertum den zugang verweh-
ren wollte. Da huebers Grundrissgestaltung so vorausschauend
war, wurden auch nach dem brand von 1823 keine besonderen
Grundrissänderungen vorgenommen. Das Dekor im inneren des
Theaters änderte sich vom rokokostil zeitgemäß hin zum über-
gangsstil. eine Tendenz der vereinfachung ist zu erkennen durch
die schlichten baukörper als rechteckige blöcke.
Der haupteingang mit der hauptfassade wurde zu diesem zeit-
punkt in die hofgasse gelegt, da das Artilleriezeugdepot auf dem
boden des heutigen Freiheitsplatzes stand, bis es 1824 abge-
tragen wurde. Die damalige hauptfassade mit ihrem walmdach schmückten fünf wappen sowie ein rundplastisch ausgeführter
Panther, Sinnbild des Landes Steiermark. Der steirische Panther
ging leider bei den späteren umbaumaßnahmen im Jahre 1824
verloren. Die fünf wappen — Johann de Angelis, Propst von
Stainz; Karl Graf von Trauttmannsdorf; Landeshauptmann Graf
herberstein; Anton Graf inzaghi; Joseph edler von Lendenfeld
sind heute an der dem Freiheitsplatz zugewandten Fassade zu
finden. Bereits damals gliederte sich das gesamte Theater in drei
hauptteile. Diese Grundformen sind, mit einigen änderungen,
noch heute erhalten. Der der hofgasse zugewandte Gebäudeteil
gliederte sich in eine schmale eingangshalle sowie verschiedene
räume wie z. b. ein billardzimmer oder die Theaterküche.
Der erste Stock konnte sowohl über eine dreiarmige hauptstiege
als auch über zwei halbkreisförmige Aufgänge erreicht werden.
Dort befand sich der sehr beliebte und als Tanzsaal genutzte re-
doutensaal mit verschiedenen nebenräumen. eine eigene musi-
kempore befand sich im ersten Stock des Theaters. Der haupt-
saal umfasste zur Gänze die höhe der beiden obergeschosse.
beleuchtet wurden die räume damals mit Kerzen und Öllampen.
beheizt wurde der zuschauerraum durch sechs unter dem Par-
terre befindliche Öfen, die über Holzkanäle die Warmluft zu den
zuschauer*innen bringen sollten. Leider wies das Gebäude we-
sentliche Mängel auf. So brach 1798 bei einer Aufführung der
„Zauberflöte“ ein kleiner Brand der Papierdekoration aus, der
aber glücklicherweise schnell gelöscht werden konnte.
1823 | brAnD im SChAuSPieLhAuS
in den folgenden zwei Jahrzehnten wurde der zustand der ver-
schiedenen technischen vorrichtungen für beheizung, beleuch-
tung und bewegung der Kulissen immer desolater und gefähr-
licher. Am 21. Dezember 1823 fiel der große zentrale Luster
von der Decke, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde.
Schließlich beschloss eine Kommission aufgrund der mängel die
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Buch Bühne und Kostüme"
Bühne und Kostüme
- Titel
- Bühne und Kostüme
- Herausgeber
- Petra Simon
- Elemer Ploder
- Martina Thaller
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-763-2
- Abmessungen
- 24.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 124
- Kategorie
- Kunst und Kultur