Seite - 9 - in Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
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Um für die Lektüre eine bessere Orientierung zu ermöglichen, werden
im Folgenden die Beiträge, die zu thematischen Sektionen zusammenge-
fasst sind, kurz vorgestellt.
Sektion I widmet sich verschiedenen Empfehlungen von Expertengremien
im Kontext der Covid-19-Pandemie. So kommentiert der Freiburger Mo-
raltheologe Eberhard Schockenhoff* als ehemaliges Mitglied des Deut-
schen Ethikrats (DER) im einleitenden Beitrag dessen Ad-hoc-Empfehlung
zur Corona-Pandemie mit dem Titel Solidarität und Verantwortung vom
27. März 2020. Der Ethikrat anerkennt die Legitimität eines Shutdown,
fordert aber zu Recht eine ständige Re-Evaluierung der Maßnahmen, da
diese offenkundig in Grund- und Freiheitsrechte eingreifen. Dagegen blei-
ben die Ausführungen zu drohenden Triage-Situationen nach Schocken-
hoff abstrakt und für den konkreten Einzelfall wenig hilfreich, was auf un-
terschiedliche Positionen zu dieser heiklen Frage im Gremium schließen
lasse. Den Abbruch einer schon laufenden, erfolgversprechenden Behand-
lung (sogenannte ex-post-Triage-Situation) hält Schockenhoff für moralisch
nicht möglich.
Im Anschluss daran unterzieht der österreichische Intensivmediziner
Andreas Valentin die Empfehlung der Österreichischen Bioethikkom-
mission beim Bundeskanzleramt (Zum Umgang mit knappen Ressourcen in
der Gesundheitsversorgung im Kontext der Covid-19-Pandemie) einer verglei-
chenden Analyse. Die österreichische Stellungnahme konzentriert sich ge-
nerell stärker auf drohende Triage-Situationen. Vorrangig schärft sie die
Pflicht ein, die Entstehung von Triage-Situationen im Vorfeld zu verhin-
dern, um dann konkrete und handhabbare Orientierungshilfen für den in-
tensivmedizinischen Alltag während einer Pandemie zu geben. In Über-
einstimmung mit vielen anderen Stellungnahmen wird ein Behandlungs-
ausschluss allein aufgrund des chronologischen Alters abgelehnt, sehr
wohl aber könne die längerfristige Überlebenschance ein Kriterium für die
Zuteilung knapper Ressourcen sein.
Im darauffolgenden Beitrag geben Nadine Brühwiler, Simone Roma-
gnoli und Jean-Daniel Strub Einblicke in Entstehung und Inhalt dreier
aktueller Verlautbarungen der Schweizer Nationalen Ethikkommission im Be-
reich Humanmedizin (NEK-CNE) zu Covid-19. Neben ethischen Erwägun-
gen zum „Schutz der Persönlichkeit in Institutionen der Langzeitpflege“
geht es im Beitrag vor allem um das „Contact Tracing als Instrument der
Pandemiebekämpfung“. Auf Basis dieser Stellungnahme ist seit Juni 2020
* Prof. Eberhard Schockenhoff ist kurz vor der Drucklegung am 18. 07. 2020 in Fol-
ge eines Unfalls völlig unerwartet verstorben. R.I.P. Einleitung
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik