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genden Berufe (Pflegende, Putzdienst, Ärztinnen und Ärzte) menschlich
und seelsorglich zu begleiten. Der Beitrag bietet dabei nicht nur theoreti-
sche Reflexionen, sondern gibt auch Einblicke in persönliche Gespräche.
Vor allem aber buchstabiert er – unter dem Leitwort „Seelsorge ist Atem-
hilfe“ – konkrete Wege einer solchen Sorge um die Sorgenden durch, die
sich in der Krise bewährt haben.
Der vierte Beitrag zur Frage von KHS und Spiritual Care während der
Corona-Krise steht unter dem Titel Verändert Covid-19 unsere Konzeption
von Spiritual Care? Von Michel Foucault inspirierte Thesen unter dem Eindruck
der unbewältigten Corona-Krise. Eckhard Frick sj, ein bekannter Protago-
nist der Spiritual-Care-Bewegung in Europa, nimmt hier kritisch, ausge-
hend von Michel Foucault, das Schicksal spiritueller Sorge in einer Kon-
stellation in den Blick, in der die Logik medizin- und gesundheitspoliti-
scher Diskurse dominiert. Die Ausführungen sind holzschnittartig in acht
Thesen gebündelt und regen dabei zu einem kritischen Nachdenken über
ein mögliches „Zuviel“ an Unterwerfung unter gesundheitspolitische Er-
fordernisse und über eine mögliche kritische Kraft des Spirituellen an.
Die anschließende Sektion V beschäftigt sich mit explizit religiösen Per-
spektiven. Dazu geht einleitend Ulrich H.J. Körtner aus einer
„diakonisch-ethischen Perspektive“ der Frage nach, welche Rolle Kirche
und Diakonie in Zeiten von Corona gespielt haben und welchen Beitrag
sie zukünftig im politischen Krisenmanagement leisten sollen. Der im
Kontext der „Corona-Krise“ immer wieder diagnostizierte Verlust an Sys-
temrelevanz für Theologie und Kirche sei nicht bloß zu beklagen, sondern
würde auch neue Freiräume schaffen, so der Autor. Im Rahmen einer „Öf-
fentlichen Theologie“ hätten demnach Religionsgemeinschaften in Zu-
kunft vermehrt die Aufgabe, sich aktiv am gesellschaftspolitischen Diskurs
über den Umgang mit den Folgen der Pandemie zu beteiligen. Damit wür-
den sie auch in einer säkularen Gesellschaft einen wichtigen und notwen-
digen Beitrag zur Zivilgesellschaft leisten.
Daraufhin versucht sich Martin Splett den Fragen nach dem existenti-
ellen Sinn in der Krise sowie existentiellen Sinn-Krisen aus philosophi-
scher und theologischer Perspektive anzunähern. Dabei bezieht er sich zu-
nächst auf Grundthemen der sogenannten „Existentiellen Psychotherapie“
von Irvin Yalom. In weiterer Folge fragt er, wie man als gläubiger Christ
mit der existentiellen Spannung von Sinn und Sinnlosigkeit umgehen
kann. Für Splett kann das Fehlen von Sinn ohne die reale Möglichkeit
einer sinnvollen Ordnung prinzipiell „nicht sinnvoll beklagt werden“.
Deshalb könne der Glaube an Gott nicht die Frage nach dem „Woher und
Wozu des Übels“ beantworten, sondern er biete vielmehr einen Rahmen,
in dem diese Frage sinnvoll gestellt werden kann. Einleitung
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik