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Stephan Winter fragt in seinem Beitrag Gottesdienst und rituelles Han-
deln in der Pandemie-Krise nach möglichen Auswirkungen der Corona-
Pandemie auf die Liturgie und die religiöse Praxis. Kirchen und Religio-
nen befÀnden sich derzeit in einer massiven Suchbewegung mit offenem
Ausgang, vor allem hinsichtlich des VerhÀltnisses zwischen VirtualitÀt und
physischer PrÀsenz in rituellen Handlungskontexten. Dabei sieht er in den
neuen âSakralrĂ€umen des Internetsâ fĂŒr Religionen und Konfessionen eine
Reihe von Chancen. Allerdings eigne sich der Einsatz moderner Kommu-
nikationsmedien fĂŒr viele Menschen nur bedingt, da gerade in bestimm-
ten (Extremâ)Situationen des Lebens eine âganzheitliche Erfahrung von
Gemeinschaft und Kommunikation von Angesicht zu Angesichtâ entschei-
dend seien.
SchlieĂlich geben in Sektion VI eine Reihe von Interviews mit FĂŒhrungs-
persönlichkeiten und unmittelbar Betroffenen aus dem Gesundheitsbe-
reich Einblicke in die Leitungsverantwortung in der Krise. In einem Inter-
view mit dem Direktorium des Landeskrankenhaus-UniversitÀtsklinikums
Graz wird zunÀchst durch die Pflegedirektorin Christa Tax, den Betriebs-
direktor Gebhard Falzberger und den Àrztlichen Direktor Wolfgang
Köle aufgezeigt, welche Probleme im Zusammenhang mit dem Ausbruch
von Covid-19 aufgetreten sind. Das war einerseits die Notwendigkeit, den
Betrieb aufrechtzuerhalten, da Spezialleistungen, die auch in der Zeit des
Shutdown erforderlich waren, zu gewÀhrleisten waren. Andererseits war es
erforderlich, elektive BehandlungsmaĂnahmen weitgehend einzuschrĂ€n-
ken, um die Patientinnen und Patienten, aber auch das Personal des Klini-
kums zu schĂŒtzen. Insgesamt aber lĂ€sst sich zeigen, dass in einem Zentral-
krankenhaus eine Krisensituation, wenn auch mit EinschrÀnkungen, be-
wĂ€ltigbar ist â vor allem, wenn es zu einer intensiven und ausgeprĂ€gten
Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen kommt.
Eine vollkommen andere Situation bietet sich wiederum in einem Klini-
kum, in dem hochbetagte, demente und kognitiv stark eingeschrÀnkte
Menschen stationÀr behandelt werden. Im einem weiteren Interview legen
der Àrztliche Direktor Walter Schippinger, Abteilungsleiter Gerhard
Pichler, Pflegedienstleiter Jörg Hohensinner, die Stationsleitung DGKP
Annika Thonhofer und die DGKP Karin Gubisch dar, dass es selbstver-
stÀndlich nicht möglich war, diese betroffenen Menschen nach Hause zu
entlassen oder in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, sondern dass es
gerade in dieser Phase sehr wichtig war, sich mit noch mehr Empathie als
sonst diesen Menschen zuzuwenden. Interessant erscheint dabei die Aussage,
dass es gerade wÀhrend der EinschrÀnkungen vielen Patientinnen und
Patienten eher besser gegangen sei, nÀmlich durch die Ruhe, die im Klini-
kum vorherrschte, weil einerseits Besuche von Angehörigen nicht möglich
Einleitung
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, MenschenwĂŒrde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik