Seite - 55 - in Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
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Mehrfach ruft die Kommission im Rahmen der Stellungnahme das
Prinzip der Solidarität in Erinnerung und rückt dieses ins Zentrum der
Überlegungen: So sehr das Prinzip der Solidarität die spontane Reaktion
auf die Pandemie präge, so sehr gelte es zu beachten, dass es alle Bevölke-
rungsgruppen gleichermaßen in die Pflicht nehme. Daran anschließend
würdigt die Kommission die „ausserordentlichen Leistungen, welche alle
Fachpersonen im Gesundheits- und Pflegebereich sowie zahlreiche weitere
Berufsgruppen etwa im Lebensmittelhandel, der Reinigung, dem Journa-
lismus und auf Seiten des Militärs täglich erbringen“, und dankt diesen Be-
rufsgruppen dafür, dass sie die mit ihrer Tätigkeit verbundenen Risiken
und erschwerten Bedingungen auf sich nehmen. Diese Anerkennung müs-
se „die gesellschaftliche und insbesondere politische Bereitschaft mit ein-
schliessen, nach überstandener Pandemie der Systemrelevanz der Gesund-
heitsberufe und der Bedeutung der Care-Arbeit vermehrt Rechnung zu tra-
gen.“ Das betreffe insbesondere Arbeitsbedingungen und Ressourcenaus-
stattung der betroffenen Berufe und Institutionen, womit speziell auch die
Anstellungs- und Lohnbedingungen in den Pflegeberufen gemeint sind.
Digitales Contact Tracing aus ethischer Sicht
Bereits ab Februar 2020 kam in der Schweiz dem Contact Tracing große
Aufmerksamkeit zu. Contact Tracing bezeichnet das Bestreben, die Kon-
takte von Personen zu verfolgen, die sich mit dem Coronavirus infiziert
haben. Diese Rückverfolgung der Kontakte fällt in die Zuständigkeit der
Kantone. Viele von ihnen bemühten sich in den Tagen, in denen die Fall-
zahlen stark anstiegen, nach Kräften darum, die Infektionsketten mittels
Anrufen bei positiv getesteten Personen im Blick zu behalten und sie
durch die Anordnung sowie die Kontrolle von Quarantäne-Maßnahmen
zu durchbrechen. Überall auf der Welt galt das Contact Tracing von Be-
ginn an als eine zentrale Maßnahme, um die Ausbreitung des Coronavirus
zu bekämpfen und einem Wiederaufflammen der Pandemie entgegenzu-
treten, wenn die erste Welle ausreichend gedrückt werden konnte. Freilich
zeigte sich in der Schweiz schnell, dass die Ressourcen zur Verfolgung von
Kontakten infizierter Personen mit analogen Mitteln nicht ausreichen
würden. Während das analoge Contact Tracing von den Kantonen dem-
nach schon in den ersten März-Wochen ausgesetzt wurde, rückte eine
Smartphone-basierte App in den Blick, die es erlauben soll, Personen zu
identifizieren, die Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Per-
son hatten, um sie über das Risiko einer möglichen Ansteckung zu infor-
mieren. Die Frage, ob und in welcher Form die Schweizer Bundesbehör-
3.2 Covid-19: Verlautbarungen der Schweizer Nationalen Ethikkommission
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik