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Kontakte einzugehen bereit seien. Nach Ansicht der Kommission gehe es
darum, kreative Lösungen zu finden, „um einerseits den bestmöglichen In-
fektionsschutz zu bieten, andererseits aber Grundrechte zu gewährleisten“.
Konkret empfiehlt die NEK-CNE zum Schutz der Persönlichkeitsrechte
der Bewohnerinnen und Bewohner von Institutionen der Langzeitpflege,
dass Angehörige in die Betreuung und Pflege der Betroffenen einzubezie-
hen seien, und die Bewohnerinnen und Bewohner sowie ihre (rechtlichen)
Vertretungspersonen transparent über vorgesehene Maßnahmen und ihre
Rechte informiert werden müssten. Auch hält die Kommission fest, dass
die gesundheitliche Vorausplanung im Sinne des Advance Care Planning
eine wichtige Ressource darstelle, um die Persönlichkeitsrechte von Men-
schen bestmöglich zu wahren. Diese Vorgehensweise soll konsequent insti-
tutionalisiert werden. Weiter ist die NEK-CNE der Ansicht, dass individu-
elle Maßnahmen nachvollziehbar zu dokumentieren seien und im Hin-
blick auf ihre Verhältnismäßigkeit regelmäßig zu evaluieren und gegebe-
nenfalls anzupassen seien. Schließlich müsse auch das Personal breit ge-
stützt werden und gewährleistet sein, dass seinen Schutzbedürfnissen
Rechnung getragen ist.
Ausblick
Die Corona-Pandemie rief auch in der Schweiz viele ethische Fragen auf
den Plan, die zu einer breiten öffentlichen Debatte und zahlreichen Positi-
onsbezügen auf mannigfachen Kanälen geführt haben. Namentlich stan-
den dabei die Triage-Problematik, das digitale Contact Tracing und die Si-
tuation in den Institutionen der Langzeitpflege im Fokus. Die NEK-CNE
konnte sich im Rahmen ihrer Zuständigkeiten zu den meisten dieser Fra-
gestellungen positionieren und eine gewisse Resonanz auf ihre Stellung-
nahmen erzeugen. Manche Themen bedürfen freilich einer längerfristigen
Betrachtung, die erst mit einem gewissen Abstand zu den akuten Ereignis-
sen erfolgen kann. Ob und in welcher Form sich die NEK-CNE rückbli-
ckend noch einmal zu ethischen Brennpunkten der Pandemie-Situation,
zur Rezeption ihrer Empfehlungen, und zu ethisch bedeutsamen Erkennt-
nissen aus den Wochen der ‚außerordentlichen Lage‘ äußern wird, wird
sich noch weisen müssen.
4. Covid-19: Verlautbarungen der Schweizer Nationalen Ethikkommission
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik