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wortung4 (das von Pflegenden und Ärzt*innen oft thematisiert wird)
kommt bei globalen Herausforderungen an seine Grenzen und braucht
eine kollektive Ergänzung, um eine Überforderung der Einzelnen zu
vermeiden.
Einblicke in die Praxis der Gesundheitseinrichtungen
Zu Beginn des Pandemieausbruchs Anfang März 2020, nach der rasanten,
eskalierenden Entwicklung der Covid-19-Erkrankungen vor allem im Nor-
den Italiens, lag die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und im Gesund-
heitswesen insbesondere auf den Krankenhäusern und den Beatmungsres-
sourcen der Intensivstationen: Wie und wo sollen die Infizierten ausrei-
chend versorgt werden? Im Fokus waren die Risikogruppen, Menschen in
hohem Alter und mit Vorerkrankungen, die es zu schützen und bei Infek-
tion bestmöglich zu versorgen galt. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht
klar, wie sich die Altersverteilung der Infizierten und wie sich der Krank-
heitsverlauf gestalten würde. Die getroffenen Maßnahmen sind bekannt:
Der operative Betrieb mit elektiven Eingriffen wurde heruntergefahren,
nur noch Notfälle behandelt, sogar OP-Räume wurden als mögliche Beat-
mungsplätze vorbereitet und die Eingänge in die Krankenhäuser mit strik-
ten Zugangskontrollen versehen. In Wien beispielsweise wurden Spitäler
in Covid/Non-Covid aufgeteilt, um Infektionsketten zu vermeiden: Zu be-
drohlich und zu traumatisch waren die Fernsehbilder und die Erfahrungs-
berichte aus Norditalien. Gleichzeitig wurde in den Krankenhäusern und
auf Trägerebene darüber nachgedacht, was mit Patient*innen geschehen
sollte, die einen benötigten Beatmungsplatz nicht bekommen konnten. Es
stellte sich die Frage nach Entscheidungs- und Zuteilungskriterien für
eventuell zu knappe Ressourcen. Der Hinweis von medizinischen Fachge-
sellschaften5, dann jedenfalls für angemessene Palliativtherapie und Sterbe-
begleitung zu sorgen, erschien vorschnell und beschrieb gleichzeitig den
drohenden Verlauf der Infektion, besonders in den Risikogruppen. Auf in-
1.
4 Als Beispiel die Einigkeit von Medizin und Recht, auf medizinische Einzelentschei-
dungen und ‑verantwortung zu fokussieren: https://www.addendum.org/coronavir
us/triage-oesterreich/ [21.06.2020].
5 Für Österreich ÖGARI: https://www.anaesthesie.news/wp-content/uploads/OEGA
RI-ICU-Therapy-Guideline-1.pdf [21.06.2020] und für Deutschland DIVI: https://w
ww.divi.de/empfehlungen/publikationen/covid-19/1549-entscheidungen-ueber-die-
zuteilung-intensivmedizinischer-ressourcen-im-kontext-der-covid-19-pandemie-klin
isch-ethische-empfehlungen/file [21.06.2020].
Corona und die Alten – um wen sorgen wir uns wirklich?
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik