Seite - 83 - in Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
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ländern keine ethisch neutrale politische Entscheidung war und korri-
giert werden muss.
• Das Spannungsfeld zwischen Infektionsgefahr, leiblicher Nähe und Le-
bensqualität, in dem Pflegende sich bewegen, bedarf adäquater Struk-
turen der ethischen Reflexion.
• Wenn es um das Leben und die Gesundheit geht, gilt es, jedem Versor-
gungssektor des Gesundheitswesens in seiner Bedeutung gerecht zu
werden und die Langzeitpflege nicht länger nachrangig zu behandeln.
Dazu muss lokale und kommunale sektorenĂĽbergreifende Vernetzung
beitragen.
• Nicht nur die Pflegenden mit Patientenkontakt, sondern auch die Insti-
tutionen (Krankenhäuser, Senioreneinrichtungen, ambulante Pflege-
dienste, private und staatliche Einrichtungen sowie die ĂĽbergeordneten
Behörden und politischen Organe) sind moralische Akteure, die ihre je
eigene moralische Verantwortung wahrnehmen müssen.“23
Auf der Mikroebene können diese Forderungen umgesetzt werden durch:
• eine professionelle Verantwortungsübernahme der Pflegenden vor Ort
und ihre vorausschauende Einbindung bei der Gestaltung aller Versor-
gungsprozesse;
• eine Sorge für Rechtssicherheit, nicht nur im Umgang mit Freiheitsbe-
schränkungen;
• eine Sorge für eine angemessene Ausstattung und Ausrüstung für die
zentralen Pflegeprozesse.
Auf der Mesoebene der Gesundheitseinrichtungen verlangt dies u. a.:
• die Organisation eines Pandemiestabes;
• eine routinemäßige Überprüfung aller bestehenden Freiheitseinschrän-
kungen und
• die Sicherstellung einer würdebewahrenden Begleitung und Versor-
gung am Lebensende.
Auf der gesellschaftlichen Ebene braucht dies endlich eine Beteiligung der
Pflegeberufe und ihrer Standesvertretungen in allen Belangen der Gesund-
heitsversorgung, nicht nur weil sie immer in der Umsetzung unmittelbar
beteiligt sind, sondern auch weil sie in ihrer Professionalisierung längst
schon einen zentralen und eigenständigen Beitrag leisten, der unverzicht-
bar ist. Es wird deutlich, dass nicht nur die Risikogruppen unsere Sorge
23 https://www.aem-online.de/fileadmin/user_upload/2020_05_12_Pflegeethische_R
eflexion_Papier.pdf [21.06.2020].
Corona und die Alten – um wen sorgen wir uns wirklich?
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, MenschenwĂĽrde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik