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vor Großbritannien (47,1) und Frankreich (39,16).5 Von den italienischen
Corona-Opfern entfielen 52,3 Prozent auf die Lombardei, und zwar bei
einem Anteil von ca. 37 Prozent an Infizierten auf der gesamtstaatlichen
Ebene.6 60,9 Prozent der Verstorbenen waren Männer, 39,1 Prozent Frau-
en. Gezählt wurden alle Verstorbenen, die vor ihrem Tod positiv auf das
Coronavirus getestet worden waren, unabhängig davon, ob die Infekti-
on mit SARS-CoV-2 ursächlich für den Tod war oder ob es potentiell eine
andere Todesursache gegeben hatte. Erste Analysen gehen jedoch davon
aus, dass in 88 Prozent der Todesfälle das Coronavirus die erste Todesursa-
che darstellte, auch wenn 59,9 Prozent der Verstorbenen drei oder mehr
Vorerkrankungen, 21,3 Prozent zwei, 15 Prozent eine und lediglich 3,9
Prozent keine Vorerkrankung aufwiesen7.
Die Gesamtzahl der Todesfälle entsprach in Bezug auf die Infizierten
einer Sterblichkeitsrate von 13,9 Prozent. Diese war im Vergleich etwa zu
Deutschland mit einer Sterblichkeitsrate von rund 4,2 Prozent8 und Öster-
reich mit 3,8 Prozent9 relativ hoch und lag signifikant über dem weltwei-
ten Durchschnitt von ca. sieben Prozent. Weltweit lag Italien nach Belgien
(16,42 Prozent), Frankreich (14,96 Prozent) und dem Vereinigten König-
reich (14,9 Prozent) an vierter Stelle vor Spanien (11,68 Prozent).10 Eine
mögliche Ursache für die hohe Sterblichkeitsrate ist die bereits erwähnte
geringe intensivmedizinische Kapazität Italiens. Eine weitere mögliche Ur-
sache ist der schwere Verlauf vor allem bei älteren Patientinnen und Pati-
enten. Zum Datum 7. Mai 2020 betrug das Durchschnittsalter der Verstor-
benen 80 und das mediane Alter 81 Jahre, während das mediane Alter aller
Infizierten bei 62 Jahren lag.11
Dieser kurze, überblicksmäßige Rückblick auf die COVID-19-Krise in
Italien von ihrem Ausbruch Ende Februar und dem Verlauf bis Anfang
Mai 2020 mag an dieser Stelle genügen. Bereits erwähnt wurde, dass die
dramatische Entwicklung sich auf die besonders schwer betroffene Region
der Lombardei fokussierte, wo das Gesundheitssystem bereits Anfang März
so überlastet war, dass viele Patientinnen und Patienten nicht mehr ange-
5 Vgl. Johns Hopkins University: COVID-19 Dashboard by the CSSE (Stand:
09.05.2020).
6 Vgl. Ministero della Salute: Covid-19 Bollettino del 6 maggio 2020.
7 Vgl. Ministero della Salute: Covid-19 Bollettino dell’8 maggio 2020.
8 Vgl. Statista (Stand: 06.05.2020).
9 Vgl. Österreichisches Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz: Amtliches Dashboard COVID-19 (Stand: 07.05.2020).
10 Vgl. Statista: Letalitätsrate beim Coronavirus (Stand: 06.05.2020).
11 Vgl. Ministero della Salute: Covid-19 Bollettino dell’8 maggio 2020.
Das Triage-Problem in Italien während der COVID-19-Pandemie
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik