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Knappe Ressourcen in der Katastrophe und erhöhte
Anforderungen im intensivmedizinischen Alltag
Wolfgang Kröll
Einleitung
Das Auftreten eines außergewöhnlichen Ereignisses erfordert außerge-
wöhnliche Mittel zu dessen Bewältigung. Die weltweite Verbreitung der
Lungenerkrankung COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) hat die Welt-
bevölkerung, insbesondere aber die politisch Verantwortlichen, in Angst
und Schrecken versetzt und es wurden und es werden Maßnahmen getrof-
fen, die möglicherweise weit über das Ziel hinausgeschossen haben1,2.
Unbestritten ist, dass sich zahlreiche Menschen im Rahmen dieser Pan-
demie (zu definieren als eine länder- und kontinentübergreifende Ausbrei-
tung einer Infektionserkrankung) weltweit mit diesem Virus infiziert ha-
ben, dass zahlreiche Menschen weltweit verstorben sind – ob sie nun mit
dem Virus oder am Virus verstorben konnte bislang flächendeckend nicht
nachgewiesen werden -; unbestritten ist auch, dass manche infizierte Men-
schen eine intensivmedizinische Behandlung benötigt haben.
Nun ist das Niveau der medizinischen Behandlung weltweit unter-
schiedlich. Um dies bestätigt zu erhalten, braucht man nicht auf die Zah-
len der sog. Drittländer zu blicken, man braucht den Blick nicht einmal
über Europa, nicht einmal über Mitteleuropa hinaus richten. Vergleicht
man nur Österreich mit Italien, hat man zwei benachbarte Staaten, die
über wesentlich unterschiedliche Gesundheitseinrichtungen verfügen.
Dies bedeutet, dass kranke Menschen bereits in diesen beiden Staaten auf
unterschiedlichem Niveau behandelt wurden3. Die Krankheit, der Krank-
heitsverlauf und der Tod eines Menschen sind dann nicht mehr vergleich-
bar. Das aber hat niemand davon abgehalten hat, die Bevölkerung hierzu-
lande mit der Annahme in Angst und Schrecken zu versetzen, dass, wenn
die Ausbreitung in ähnlicher Weise voranschreiten würde wie in Italien,
wir – die Bürgerinnen und Bürger eines Staates – zu befürchten hätten,
1.
1 Vgl. Taupitz, Verteilung medizinischer Ressourcen in der Corona-Krise.
2 Vgl. Buyx, A./Lipp, V., Orientierungshilfen in der Corona-Krise.
3 Siehe dazu auch den Beitrag von Ploner in diesem Band.
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik