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Auseinandersetzungen integraler Bestandteil der ärztlichen Versorgung
von Soldaten war. Urkundlich erwähnt bereits im 16. Jahrhundert zieht
sich diese Thematik herauf bis in das 20. Jahrhundert, wo das Thema der
Sichtung von Verletzten im Zusammenhang mit der Entwicklung der
Notfall- und Katastrophenmedizin erneut Bedeutung erlangte6.
Massenunfälle und Katastrophen stellten die Mitarbeiter von Rettungs-
diensten schon immer vor eine enorme Herausforderung. Eine große Zahl
von Verletzten unterschiedlichen Ausmaßes machte es notwendig, von
einem individualmedizinischen Versorgungskonzept Abstand zu nehmen
und Überlegungen anzustellen, wie man trotzdem eine maximale Zahl an
betroffenen Menschen unter den gegebenen Bedingungen versorgen konn-
te.
Eine „Sichtung“ wird in diesem Zusammenhang definiert als die ärztli-
che Beurteilung und Entscheidung über die Priorität der medizinischen
Versorgung von Patienten hinsichtlich Art und Umfang der Behandlung
sowie über Zeitpunkt, Art und Ziel des Transportes. Damit wird aber auch
ersichtlich, dass trotz eingeschränkter personeller, medikamentöser, mate-
rieller und weiterer organisatorischer Ressourcen es immer die medizini-
sche Versorgung der verletzten und/oder erkrankten Menschen ist, die im
Vordergrund und im Mittelpunkt einer medizinischen Behandlung, auch
unter den Bedingungen des Massenanfalls von Verletzten und/oder einer
Katastrophe, steht7.
Um bei einem Massenanfall von Verletzten und/oder erkrankten Perso-
nen aus dem Chaos der ersten Minuten und Stunden zu einem weitge-
hend geordneten Systemablauf zu kommen, bedarf es nun einmal auch
der Kategorisierung dieser betroffenen Menschen. Primäres Ziel einer sol-
chen Triage ist die Festlegung des Versorgungsauftrages und des Versor-
gungsumfangs – erst danach kann auch eine Festlegung der Transportprio-
rität erfolgen.
6 Vgl. Sefrin, Sichtung – zentrales Element zur Bewältigung eines Großschadens und
einer Katastrophe.
7 Vgl. Sefrin, Sichtung – zentrales Element zur Bewältigung eines Großschadens und
einer Katastrophe. Knappe Ressourcen in der Katastrophe und erhöhte Anforderungen
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik