Seite - 110 - in Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
Bild der Seite - 110 -
Text der Seite - 110 -
der zur Verfügung stehenden Intensivbehandlungsbetten belegt. Deutsch-
land konnte französische Patienten aufnehmen, die in diesem Land wegen
eines Mangels an Intensivbetten nicht adäquat behandelt werden konnten
und auch Österreich hat italienischen Staatsbürgern Intensivbetten für
eine Akutbehandlung zur Verfügung gestellt.
Nun ist auf den Unterschied zwischen dem Massenanfall an Verletzten
und Kranken bei einer Katastrophe und im Rahmen einer Pandemie wie
der Corona-Krise hinzuweisen. In Katastrophenfällen ereignet sich der An-
fall an verletzten und erkrankten Menschen akut und ist nicht vorherseh-
bar. Auch wenn sich solche Vorfälle in Simulationen durchspielen lassen,
gibt es hier immer eine Differenz zum tatsächlichen Ernstfall und seiner
Realität, und sei es nur eine hinzukommende, widrige Wetterlage.
Dagegen war die Corona-Krise weitgehend planbar. Es war lange vorher
erkennbar, dass diese Virusinfektion auch in Österreich und in Deutsch-
land auftreten wird und es war daher auch möglich, den Routinebetrieb
von Krankenhäusern entsprechend zu reduzieren und damit eine ausrei-
chende Zahl an Normal- und Intensivbetten zur Verfügung zu stellen, Bet-
ten, die rückblickend jedoch zu keiner Zeit benötigt wurden15.
All dies zeigt nochmals, dass es unsinnig war, das Thema Triage in unse-
ren Ländern überhaupt anzusprechen. Es war durch die Entwicklung der
Infektion nämlich frühzeitig erkennbar, worauf auch zahlreiche Wissen-
schaftler hingewiesen hatten, dass in Österreich und in Deutschland keine
höhere Zahl an Intensivbetten benötigt würde.
Knappe Ressource Personal
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen sind grundsätz-
lich eine knappe Ressource. Die Ursachen dafür sind multifaktoriell und
können in diesem Zusammenhang nicht ausführlich dargestellt werden.
Das Problem wurde von Verfasser bereits in einem anderen Zusammen-
hang ausführlich diskutiert16.
Auch wenn die Dichte an Ärzten und Pflegepersonen, die der österrei-
chischen Bevölkerung zur Verfügung steht, im Vergleich zum europä-
ischen Durchschnitt sehr beruhigend wirkt, ist dennoch festzuhalten, dass
im Hinblick auf den klinischen Alltag hier keineswegs von einem Überan-
3.2
15 Siehe dazu auch das Interview von Kröll mit Tax, Falzberger und Köle in diesem
Band.
16 Vgl. Kröll, Allokationsentscheidungen am täglichen Arbeitsplatz.
Wolfgang Kröll
110
https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
zurück zum
Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik