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etwa € 70.000.- kostet.23 Die Begründung lautete, dass die wiederholte An-
wendung dieser Substanz weder eine Heilung noch eine Verbesserung der
derzeitigen Situation ermöglichen werde. Mit anderen Worten kam es hier
zu einer Triage im klinischen Alltag zu Lasten eines schwer kranken Pati-
enten, ausgelöst durch eine entsprechende Rechtsnorm.
Zusammenfassung
Das Corona-Virus hat in den letzten Monaten sowohl im gesellschaftlichen
Leben der Menschen, als auch das Gesundheitssystem vieler europäischer
Länder betreffend, Einiges verändert. Ein laues Lüftchen einer grippalen
Infektion ist zum Hurrikan einer Pandemie angewachsen. Zahlreiche
Menschen sind mit dem Virus infiziert oder auch an der Viruserkrankung
verstorben. Wie weit es dabei zu einer Übersterblichkeit im statistischen
Sinn gekommen ist, werden später durchzuführende Berechnungen erge-
ben, für Österreich trifft dies zumindest laut Auswertung des statistischen
Zentralamts bislang nicht zu.
Die eher martialische Kommunikation mancher Politiker hat zumin-
dest Teile der Bevölkerung erheblich verängstigt. Welcher Einwohner ei-
nes Staates möchte hören, dass für ihn möglicherweise kein Intensivbe-
handlungsbett und keine Beatmungsmaschine zur Verfügung stehen, soll-
te er sie benötigen; und dies, obwohl sich Österreich und Deutschland
rühmen, über die besten Gesundheitssysteme Europas zu verfügen.
Der vorliegende Beitrag wollte an Hand von Beispielen aufzeigen, dass
die Verfahren von Triage, bzw. Sichtung und Vorselektion von Patienten
bei einem Massenanfall nicht Ungewöhnliches und nichts Neues darstel-
len. Es handelt sich vielmehr um Instrumente, die es ermöglichen, in sol-
chen Situationen die größte Anzahl an Menschenleben zu retten. Triage
gehört in Wirklichkeit zum Arsenal jedes Notarztes, aber auch jedes kli-
nisch tätigen Arztes; sowohl in der Notfallmedizin als auch im klinischen
Alltag sind derartige Entscheidungen an der Tagesordnung. Und es bedarf
dazu keineswegs des Anfalls einer großen Menge an erkrankten und/oder
verletzten Menschen. In manchen Fällen, wenn z. B. nur ein Transportmit-
tel zur Verfügung steht, können bereits zwei verletzte, verwundete oder er-
krankte Menschen eine Entscheidung darüber erzwingen, welchen von ih-
nen man in die nächstgelegene Versorgungseinheit transportiert und wel-
chem man damit eine größere Überlebenschance einräumt.
5.
23 Vgl. Steiermark.orf.at, Streit um Therapiekosten für schwerkranken Buben.
Knappe Ressourcen in der Katastrophe und erhöhte Anforderungen
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik