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Flur unter Aufsicht gehalten zu haben. Die Schöße seines Rockes mußte er
sich um den Leib schlagen, so riß der Wind selbst hier im Flur an ihnen. »Sie
gehen schon, Herr Landvermesser?« sagte er. »Sie wundern sich darüber?«
fragte K. »Ja«, sagte der Wirt. »Werden Sie denn nicht verhört?« – »Nein«,
sagte K. »Ich ließ mich nicht verhören.« – »Warum nicht?« fragte der Wirt.
»Ich weiß nicht«, sagte K., »warum ich mich verhören lassen solle, warum
ich einem Spaß oder einer amtlichen Laune mich fügen solle. Vielleicht hätte
ich es ein anderes Mal gleichfalls aus Spaß oder Laune getan, heute aber
nicht.« – »Nun ja, gewiß«, sagte der Wirt, aber es war nur eine höfliche, keine
überzeugte Zustimmung. »Ich muß jetzt die Dienerschaft in den Ausschank
lassen«, sagte er dann, »es ist schon längst ihre Stunde. Ich wollte nur das
Verhör nicht stören.« – »Für so wichtig hielten Sie es?« fragte K. »O ja«,
sagte der Wirt. »Ich hätte es also nicht ablehnen sollen«, sagte K. »Nein«,
sagte der Wirt, »das hätten Sie nicht tun sollen.« Da K. schwieg, fügte er
hinzu, sei es, um K. zu trösten, sei es, um schneller fortzukommen: »Nun, nun
es muß aber deshalb nicht gleich Schwefel vom Himmel regnen.« – »Nein«,
sagte K., »danach sieht das Wetter nicht aus.« Und sie gingen lachend
auseinander.
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Buch Das Schloss"
Das Schloss
- Titel
- Das Schloss
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 246
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller
- Kategorien
- Weiteres Belletristik