Seite - 192 - in Das Schloss
Bild der Seite - 192 -
Text der Seite - 192 -
kommen säumte. Als sie an ihm vorübergekommen waren, sagte der Diener
in bezug auf den Herrn zu Gerstäcker: »Der Pinzgauer!« Gerstäcker nickte.
»Er ist schon lange nicht unten gewesen«, sagte er. »Schon sehr lange nicht«,
bestätigte der Diener.
Schließlich kamen sie vor eine Tür, die nicht anders als die übrigen war
und hinter der doch, wie der Diener mitteilte, Erlanger wohnte. Der Diener
ließ sich von K. auf die Schulter heben und sah oben durch den freien Spalt
ins Zimmer. »Er liegt«, sagte der Diener herabsteigend, »auf dem Bett,
allerdings in Kleidern, aber ich glaube doch, daß er schlummert. Manchmal
überfällt ihn so die Müdigkeit, hier im Dorf, bei der geänderten Lebensweise.
Wir werden warten müssen. Wenn er aufwacht, wird er läuten. Es ist
allerdings schon vorgekommen, daß er seinen ganzen Aufenthalt im Dorf
verschlafen hat und nach dem Aufwachen gleich wieder ins Schloß
zurückfahren mußte. Es ist ja freiwillige Arbeit, die er hier leistet.« – »Wenn
er jetzt nur schon lieber bis zu Ende schliefe«, sagte Gerstäcker, »denn wenn
er nach dem Aufwachen noch ein wenig Zeit zur Arbeit hat, ist er sehr
unwillig darüber, daß er geschlafen hat, sucht alles eilig zu erledigen, und
man kann sich kaum aussprechen.« – »Sie kommen wegen der Vergebung der
Fuhren für den Bau?« fragte der Diener. Gerstäcker nickte, zog den Diener
beiseite und redete leise zu ihm; aber der Diener hörte kaum zu, blickte über
Gerstäcker, den er um mehr als Haupteslänge überragte, hinweg und strich
sich ernst und langsam das Haar.
192
zurück zum
Buch Das Schloss"
Das Schloss
- Titel
- Das Schloss
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 246
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller
- Kategorien
- Weiteres Belletristik