Seite - 11 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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Forschungsstand | 11
nahme der parteieigenen Literatur der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und Sozialdemo-
kratischen Partei Österreichs (SPÖ), relativ spät. Der soziale Burgfrieden und der Mythos
über Engelbert Dollfuß als Retter vor dem Nationalsozialismus waren Konsens der öster-
reichischen nationalen Nachkriegsidentität. Erst nach der Konsolidierungsphase der
Zweiten Republik und der Ausdifferenzierung des politischen Systems konnte sich vor
allem eine junge Generation universitärer ForscherInnen mit dem Thema beschäftigen.2
Die Wohnbaupolitik der kommunalen Bauphase des Roten Wien und deren architekto-
nische, soziale und politische Eigenheiten wurden seit den 1970er Jahren weitgehend
aufgearbeitet. Eine Fülle von Literatur beleuchtet die einzelnen Aspekte ausreichend.3
Über die Baupolitik des Ständestaates in Wien von 1934 bis 1938 gibt es fast durchgehend
nur Quellen, die sich mit Einzelaspekten auseinandersetzen. Es fehlt eine Arbeit, die die
schon erforschten Teilbereiche für weitere Forschung zusammenzuführen versucht. Das
soll das vorliegende Buch leisten, ohne jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit zu
erheben. Vielmehr soll diese Arbeit Anstoß für tiefer gehende Forschung geben, sowohl
die Bautätigkeit als auch die Kontinuitäten der ProtagonistInnen des autoritären Stände-
staats unter mehreren politischen Systemen betreffend.
Mit einem Text von Franz Baltzarek konnte 1974 erstmals eine wissenschaftliche Annä-
herung an das Thema publiziert werden. Neben der Darstellung der Politik, Wirtschaft
und Finanzen widmete Baltzarek in seiner Untersuchung einen großen Teil der Bautätig-
keit, insbesondere dem Wohnbau im Ständestaat. Der Artikel lieferte zum ersten Mal eine
Auswahl zeitgenössischer Quellen.4
Eine erste Dissertation wurde von Brigitte Vallazza 1986 abgeschlossen. Die Arbeit stellt
vor allem die ständestaatliche Propagandapolitik zum Wohnbau in den Vordergrund.5 Die
2 Einen besonders guten und vollständigen Einblick geben folgende Werke: Emmerich Talos, Das austrofaschistische
Herrschaftssystem, Wien – Berlin – Münster, 2013; Emmerich Talos, Wolfgang Neugebauer (Hg.), Austrofaschismus –
Politik-Ökonomie-Kultur 1933–1938, Wien, 2005; Florian Wenninger, Lucile Dreidemy (Hg.), Das Dollfuß/Schuschnigg-
Regime 1933–1938 – Vermessung eines Forschungsfeldes, Wien – Köln, Weimar, 2013.
3 Eine Auswahl wichtiger Literatur zum Roten Wien: Rainer Bauböck, Wohnungspolitik im sozialdemokratischen Wien
1919–1934, Salzburg, 1979; Hans Hautmann, Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934,
Wien, 1980; Alfred Georg Frei, Rotes Wien – Austromarxismus und Arbeiterkultur – Sozialdemokratische Wohnungs-
und Kommunalpolitik 1919–1934, Berlin, 1984; Peter Marchart, Wohnbau in Wien 1923–1983, Wien, 1984; Helmut
Weihsmann, Das Rote Wien – Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, Wien, 1985 und
2002; Historisches Museum der Stadt Wien (Hg.), Das Rote Wien 1918–1934, Wien, 1993; Eve Blau, The architecture of
Red Vienna 1919–1934, Cambridge, London, 1998; Alexander Kaiser, Das österreichische Wohnungswesen der Ersten
und Zweiten Republik im Vergleich, am Beispiel des geförderten Wohnbaus, unter besonderer Berücksichtigung der so-
zialdemokratischen Wohnbaupolitik in Wien, Wien, 2011, Diplomarbeit; die sozialdemokratische Siedlungspolitik wird
beim Ständestaat mitbehandelt.
4 Franz Baltzarek, Wien 1934–1938 – Die Geschichte der Bundeshauptstadt im autoritären Österreich, in: Verein für
Geschichte der Stadt Wien (Hg.), Wiener Geschichtsblätter, 29. Jg., Wien, 1974, Sonderheft 2, S. 49-97.
5 Brigitte Vallazza, „Wir bauen auf“ – Propaganda und Gegenpropaganda zur Bautätigkeit im österreichischen Stände-
staat (1934–1938), Wien, 1986, Dissertation.
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Titel
- Das Schwarze Wien
- Untertitel
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Autor
- Andreas Suttner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 296
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918