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Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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Weg in die Diktatur | 19 sogenannte Lausanner Anleihe von öS 300 Mio.6 zum Ausgleich des Staatshaushaltes aufgenommen. Die SozialdemokratInnen stimmten aus sozialpolitischen Erwägungen gegen die Anleihe. Nach dem Ausscheren der Großdeutschen wurde offenbar, dass im parlamentarischen System der Bewegungsfreiraum des konservativen Bürgerblocks sehr eng war. Der Schritt zur Ausschaltung des Parlamentes lag nahe.7 Die am 20. Mai 1932 gebildete Regierung Dollfuß wollte nicht zuletzt durch Änderung der politischen Struktur Richtung Autoritarismus ihre politische Machtbasis und ihre Krisenlösungspolitik absi- chern.8 Die ideologische Grundlage für den Ständestaat lieferte ab 1931 die päpstliche Sozialenzyklika Quadragesimo anno,9 die in Österreich eine weitgehende Uminterpretation erfuhr. Ideen eines katholischen Staates wurden mit der vom Papst geforderten Änderung der Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung verwoben. Durch die spezielle Auslegung der Sozialenzyklika verhallte auch die leise Kritik des Papstes am Korporationsmodell des faschistischen Italien weitgehend, welches dieser als Grundlage für die sozialen Gräben zwischen den wirtschaftlichen Akteuren ausmachte, und trug zu einer Stärkung der auto- ritären Strömung im bürgerlichen Lager bei.10 6 öS 1.000.000 = € 2.690.000: Der Österreichische Schilling öS von 1930 hätte heute den Wert von rund € 2,96. Auf- grund unterschiedlicher wirtschaftlicher und sozialer Gegebenheiten stellt diese Zahl jedoch nur einen ungefähren Richtwert dar. Beispielsweise betrug der Stundenlohn eines ungelernten Hilfsarbeiters des Holzverarbeitungsgewer- bes 1929 öS 0,83 also rund € 2,45. Mit steuerlichen Abzügen kam er mit einer 48 Stundenwoche auf ein Jahresein- kommen von öS 1817,92 also ca. € 5381,04. Die Lebenserhaltungskosten pro Jahr (inklusive Nahrung, Wohnen, Klei- dung, Heizung, Belichtung, Genussmittel und diverse Ausgaben) beliefen sich in Wien 1930 auf insgesamt öS 1204,92 also rund € 3566,56. 1934 wurde der Schilling durch die Nationalbank um 28 % abgewertet und hatte nur mehr den Wert von € 2,13. Der Stundenlohn eines Bauarbeiters in der Siedlung Wolfersberg im Jahre 1936 daher mit öS 1,13 nicht mehr € 3,34, sondern nur € 2,41. Ich behalte deshalb die Schilling-Beträge bei und biete mit den Richtwerten die Möglichkeit der ungefähren Umrechnung, vgl.: Gerhard Trübswasser (Hg.): Zur Geschichte der Siedlungen Wolfers- berg Bierhäuselberg – Ergänzungen zur Jubiläumsbroschüre 1989, Wien, 1990, S. 5; Erste Österreichische Spar-Casse (Hg.), Wien am Graben, 21–150 Jahre Erste Österreichische Spar-Casse – 150 Jahre Österreichische Geschichte, Wien, 1969; Oskar Sitte, Werdendes Wien – Ein Versuch zur Lösung der Wohnungs- und Verkehrsfrage in Wien, Wien, 1935, Dissertation, S. 46, Tafel 31; Österreichische Nationalbank (Hg.), Österreichische Geldgeschichte – vom Mittelalter bis zum Euro, S. 88, in: https://www.oenb.at/Ueber-Uns/Geldmuseum/Geschichte-des-Geldes.html (Zugriff 14.10.2016). 7 Andreas Mittelmeier, Austrofaschismus contra Ständestaat – Wie faschistisch war das autoritäre Regime im Österreich der 1930er Jahre verglichen mit Mussolinis Italien, Wien, 2009, Diplomarbeit, S. 83 f. 8 Talos, Manoscheck, Konstituierungsprozeß, in: Talos, Neugebauer (Hg.), Austrofaschismus, 2005, S. 11 f. 9 Die päpstliche Enzyklika wurde durch Ignaz Seipel, Engelbert Dollfuß und Otto Ender Vorbild der ständestaatlichen Verfassung Österreichs. Die neue päpstliche Gesellschaftsordnung sollte auf dem Subsidaritätsprinzip und einer be- rufsständischen Ordnung fußen. In Österreich wurde sie jedoch auf geburts- und herrschaftsständischer Grundlage angedacht. Stände wurden statt Parteien installiert, um Klassenkonflikten ausweichen zu können, vgl.: Thomas Figl, Die Enzyklika Quadragesimo anno und ihr Einfluß auf die österreichische Verfassung vom 1. Mai 1934, Wien, 1995, Diplomarbeit, S. 44, 46 f., 49 f., 81. 10 Ebd., S. 48–52.
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Das Schwarze Wien Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Titel
Das Schwarze Wien
Untertitel
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Autor
Andreas Suttner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20292-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
296
Kategorien
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